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Åke Edwardson

Samurai-Sommer

Erzählung. Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Carlsen Verlag, Hamburg 2006. 207 Seiten. 13,00 Euro. Ab 11 Jahren. ISBN: 3-551-55441-2

Der Vater ist seit langem tot, seine Mutter kann sich in den dreimonatigen Sommerferien nicht um ihn kümmern, also muss Tommy in ein Ferienlager. Dieses Jahr zum letzten Mal, denn Tommy ist bereits zwölf Jahre alt. Es wird ein drückend heißer, unvergesslicher Samurai-Sommer, der Tommy und seine geheim im Wald trainierenden Krieger nicht mehr alles einfach hinnehmen und womöglich auch das ebenso geheime "Schloss" vollenden lässt. Dann können sie der quälend schlechten Verpflegung ebenso entfliehen wie den Ungerechtigkeiten der Betreuerinnen, die selbst vor Diebstahl an den Kindern nicht zurückschrecken. Tommy wird nicht mehr länger Tommy sein, sondern nur noch ein Samuraiführer mit Namen Kenny. Allein Kerstin aus der Mädchengruppe wird seine Konzentration darauf stören und am Ende all seine kämpferischen Fähigkeiten herausfordern.
"Samurai-Sommer" ist das Kinderbuchdebüt des schwedischen Krimiautors Åke Edwardson. Die konsequent durchgehaltene Ich-Erzählperspektive Tommys bzw. Kennys ist von einem spröden Charme, der einen bis zur letzten Seite gefangennimmt. Ohne auf das Beiwerk situationskomischer Effekte zu setzen, gelingt hier die Welt- und Innenansicht eines 12-jährigen, die seinen Gedanken und Handlungen ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit verleihen. Kennys Vorstellungen von einem Samurai-Dasein sind von großer Ernsthaftigkeit und alles andere als naiv, sie korrespondieren mit einer ebenso ernsthaft erlebten, feindlichen Erwachsenenwelt.
Einzig ärgerliche, zudem unnötige Makel dieser Erzählung sind die arg holpernde Übersetzung ihrer ersten Seiten sowie die durchgängig unspezifische Zuweisung ihres "historischen" Hintergrundes, der lediglich hin und wieder aufscheint, wenn z.B. amerikanische Automarken aus den 60-ern genannt werden. Mit ein, zwei Sätzen mehr dazu hätten nicht nur die erschreckenden "Erziehungsmethoden" jener Zeit einen Bezugsrahmen gefunden, sondern gerade auch Kennys erstaunliche Imaginationsfähigkeiten, die offenbar nicht zuletzt auf den allgemeinen Mangel an elektronischen Unterhaltungsmedien zurückzuführen sind.
Ob diese Art sich ausschweigender Überrumpelungstaktik verfängt, bleibt abzuwarten - zu wünschen wäre es diesem Buch, erzählt es doch das fesselnde Abenteuer eines durch und durch überzeugenden Helden.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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