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Heinz Jacobi (Hrsg.)

Der Bote Nr. 11

Die politisch-literarische Zeitschrift. 272 Seiten. Bräuer Verlag. München 1986. 30,- DM. (ISBN nicht existent!)

Nach Aufmachung und Inhalt hat dieses Buch das Prädikat Zeit-Schrift durchaus verdient. Von Kohl, Strauß, BILD, Justiz, (kath.) Kirche und Bundeswehr sammelte Heinz Jacobi ausgesprochene und niedergeschriebene Ungeheuerlichkeiten der letzten Jahre.

'Dieser Bote lacht zu großen Teilen aus Zitaten, und sie sprechen für sich und gegen eine Welt, die sie ermöglicht.'

Wer sich montags seinen Scheibenwischer o. ä. genehmigt, weiß von dem Phänomen der Realsatire - und die nun chronologisch fortlaufend mit entsprechend gesetzten Hintergrundinformationen bzw. den-Aussagen-von-gestern-die den Sprecher-von-heute-nicht-mehr-interessieren vervollständigt nachlesen zu können, ist ein großes Verdienst an der künftigen Nachwelt, der damit einmal mehr nicht suggeriert werden kann, man hätte von Nichts etwas gewußt. Leider, leider fühlte sich H.J. in diesem Zusammenhang auch noch dem 'Literarischem' verpflichtet. Dagegen wäre nichts zu sagen, hätte er sich auf den einen Beitrag von Bruno Jonas beschränkt, der neben Polt und Hildebrandt die seltenen Lichter im bundesdeutschen TV setzt. Auch die Korrespondenz mit seiner heimischen Justizbehörde finde ich witzig und meinethalben literarisch, aber H.J. will die 'Methoden des allgegenwärtigen Wahns' aufzeigen und drischt mit den Bewertungen der verbalen Entgleisungen dieses unseren Landesvorstehers wie auf ein krankes Kind, dem damit sicher auch nicht mehr zu helfen ist. Der Doppel- und Dreifachmoral dieser oder jener Personen und/oder Institutionen setzt er eine weitere, alles erklärende drauf, damit auch der Letzte kapiert, wie wahnsinnig das alles ist. Bloß, wer ist der Letzte? Einem Viertel der Bevölkerung bescheinigt H.J., daß sie sich der Idiotie hingibt, da sie BILD liest.
'... mit dieser Bevölkerung kann man auch sonst machen, was man will.'
Sportfans werden generell als eine 'eher triste Spezies' abgetan. Vielleicht soll das Buch wie einst vor den Werktoren verteilt werden ... Außer Resignation geben H.J's Kommentare keine Perspektive vor.

Die vergangenen und aktuellen Machenschaften religiöser Institutionen werden mit den Inhalten der Religion(en) gemeinhin in einen Topf geworfen und für 'Wahn' befunden. Dafür müssen dann auch noch Kalle Marx und aus dem Kontext gerissene und von daher unverstandene Bibelzitate herhalten. Wem will H.J. also mit seinen 'geifernden' Kommentaren helfen den, nach seiner Einschätzung, wenigen, die es sowieso schon wissen? 'Lustvoll-anarchisch-witzig', wie ein Vorgänger des Boten im Anhang bewertet wurde, ist dieses quälend-enge Geseire sicher nicht, denn die Lust zur Anarchie hat auch mit der Lust am Leben zu tun.

Am besten das Literarisch(e) ausschneiden und den Rest ins Album kleben, denn der ist wirklich lesens- und aufhebenswert.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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