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Peter Jacobi

Der weiße Zwerg

Roman. Albrecht Knaus Verlag, München 1994, 222 S., ISBN: 3-8135-1990-2, >>> Amazon
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Weg von den rostbraunen Rinderhälften, den schwarz-rot-gelben Wurstgehängen des mütterlichen Metzgerladens, weg aus der Enge Wasserburgs. Anselm Dinkl treibt u.a. die Tatsache an, "daß sein Vater zwar in den Wasserburger Kessel hinein, nicht aber - wenn man von seinen Überresten, die auf dem Friedhof lagen, absah - wieder aus ihm herausgekommen war."
Dieser Vater hatte eigentlich lieber den Metzgerstöchtern den Hof gemacht und auf Hochzeiten und Bierfesten mit seiner Ziehharmonika aufgespielt, als im Kühlraum Schweinehälften zu zertrennen. Mit diesen Vorgaben gelangt der Held alsbald nach München an die Kunstakademie. Er malt vorerst ausschließlich schwarz-weiß ... Peter Jacobi hat nach Hörspielen (eines 1989 ausgezeichnet mit dem Preis der Kriegsblinden) und Theaterstücken seinen ersten Roman verfaßt. Einen Entwicklungsroman. Einen Roman, der die Entwicklung eines zur (bildenden) Kunst berufenen darstellt, vorführt, karikiert. Wirklich interessieren wird DER WEISSE ZWERG vor allem KünstlerInnen und deren Dunstkreis, aber ob sie über soviel Selbstironie wie der Autor verfügen, wird abzuwarten bleiben. Denn wenn der Klappentext den Protagonisten als "bayerischen Kleinbürger" apostrophiert, sollte sich endlich mal der kunstinteressierte Großbürger ausweisen, der sich, und sei es auch nur ein klein wenig, nicht in dieser Abrechnung widergespiegelt sehen muß. Anselm Dinkl jedenfalls, der seine Berufung überaus ernst nimmt, wird trotz allen Suchens nach dem "eigenem Stil" immer wieder zum Opfer der ihn manipulierenden Umgebung, die alles mögliche, nur nicht die hehre Kunst im Sinn hat - sei es nun die Metzger-Mutter, die mit Beginn der künstlerischen Laufbahn ihres Sohnes die Filialen mit Kunstdrucken ausstattet bishin zum geschäftstüchtigen Galeristen, der eben in erster Linie ans Geschäft denkt, und nicht zuletzt die KollegInnen und "Musen", die natürlich in erster Linie KonkurrentInnen sind. Bei der Egozentrik des Anselm Dinkl hält sich das Mitleid allerdings in Grenzen, da auch er nur eine kunstbeflissen beschränkte Bunkermentalität pflegt und sonst gar nichts. Die Verballhornung des Kunstbetriebes und die tragikomische Introspektive seines Helden gelingen Peter Jacobi in einer bild- und farbstrotzenden Sprache, die - gar nicht paradox - einen ansehnlichen Nachweis für Kunst bezeugen: Prosa vom Feinsten.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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