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Susanne Riedel

Die Endlichkeit des Lichts

Roman. Berlin Verlag, 2000. 320 Seiten. 39,80 DM. ISBN: 3-8270-0423-3, >>> Amazon
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Verna und Alakar sind höchstgradig auf sich selbstbezogene Königskinder, die am Ende wider Erwarten doch noch zueinander finden. Sie ist Fernsehmoderatorin einer beliebten Quizsendung, er war Journalist, hat sich jedoch als freischaffender Experte für Pilze auf eine Insel zurückgezogen. Beide lernen sich kennen und dann erst mal wieder für längere Zeit auszuweichen, als Alakar dank telefonischer Zufallskandidatur eine Million Mark gewinnt. Beide haben Mittelstands-Kindheiten hinter sich gebracht, die andere zu Terroristen hätten werden lassen: Ihr Vater hatte sie und ihre Zwillingsschwester Alice kurz nach der Geburt verlassen, was ihre Mutter den Kindern sehr übelnahm. Darüberhinaus starb Alice noch im Kindesalter. Sein Vater, ein Physiker, fand ihn dumm, weil er mit fünf Jahren die Heisenbergsche Unschärferelation mit der Sichtweise von Batman konterte, während seine dominante Mutter ihn von Geburt an in die professionelle Mangel einer Psychoanalytikerin genommen hat. Beiden konnte jedoch nicht die Liebe zu erlesenen Gedichten, vorzugsweise jene von Eliot, Sexton oder Plath, ausgetrieben werden. Deren Kunst vermochte der Beschränktheit der Eltern immerhin die nötige Weite zum Überleben entgegenzusetzen.

Lassen einen die ersten 14 Seiten noch befürchten, hier wird lediglich eine sich selbst und gewisse Jurys beweihräuchernde Literatur verzapft, möchte man ab der 15. Seite am liebsten absatzweise das Zitieren beginnen - in so formvollendet punktgenauen Wendungen wird hier ein aberwitziges Märchen in poetische Satire und umgekehrt gegossen. Ob (Un-)Liebesgeschichten, Medienhackordungen, Pilzmeditationen oder ganz einfach der Sinn des Lebens, alles geht hier durch einen überaus sprachmächtigen und zitatenreichen Durchlauferhitzer, ohne es jemals ins aufdringlich Virtuose zu überziehen. Weder l'art pour l'art aber erst recht keine Betroffenheitsliteratur zieht Susanne Riedel hier auf eine Weise vom Leder, die bei aller Absurdität Satz für Satz fulminante Assoziationsketten von durchaus beeindruckender Nachhaltigkeit vorgeben, dass es die schiere Freude ist - und zwar im Rückblick von der ersten bis zur letzten Seite. Der Ingeborg-Bachmann-Preis für einen Auszug daraus ehrt in diesem Fall auch die Jury und sei der Autorin deshalb herzlich gegönnt.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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