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Paul Schwarzenau

Das Messiasproblem bei Martin Buber

Eine Studie zur Geschichte des Judentums
Frieling Verlag, Berlin 1997, 127 S., ISBN: 3-8280-0323-0, >>> Amazon
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Was lange währt ... Nach weit mehr als 40 Jahren legt der emeritierte Professor für evangelische Theologe Paul Schwarzenau seine Studie zur Geschichte des Judentums vor. Überschrieben mit DAS MESSIASPROBLEM BEI MARTIN BUBER errang sie überdies den Franz-Delitzsch-Preis. Warum die Studie seinerzeit dennoch nicht veröffentlicht wurde, schildert Schwarzenau in seinem Nachwort als sehr diskret formulierte Posse. Nun ist sie im Frieling-Verlag erschienen - wie glaubhaft versichert immerhin ohne eigene Beteiligung an den Druckkosten!
Wer sich mit dem Judentum und insbesondere mit Martin Buber auseinanderzusetzen beginnt, dürfte diesen Band als ein Kleinod schätzen lernen. Bei allem spürbaren Enthusiasmus achtete der damals 28-jährige Schwarzenau auf saubere Quellenscheidung und stellt seinem "Protagonisten" auch die Positionen u.a. von Rosenzweig, Landauer, Nietzsche und sogar Kafka gegenüber. Er wollte sich ihm wenigstens annähern, denn "jede feste Grundlegung ist ja bei Buber problematisch, da sich ihm keine feste Lehre abgewinnen läßt." Dabei gelingt ihm zugleich ein Abbild der Positionen innerhalb des modernen Judentums, das geistesgeschichtlich auf die jüdische Aufklärung der Haskala sowie den Chassidismus zurückgeführt wird. Nach dem Vorstellen der messianischen Bewegungen (Galuth, Chassidismus) sowie der "außerjüdisch jüdischen" Impulse referiert er Bubers "Ich der Welt" und sein "Ich und Du", um beides jeweils anschließend wiederum gesondert zu besprechen bzw. zu interpretieren. Bestechend dann auch die Erläuterungen zum Terminus des "auserwählten Volkes Israel", die einem immer wieder unterstellten Chauvinismus entgegentreten. So wird Buber u.a. zitiert mit: "Nicht daß die Erfahrung und Erfassung der dialogischen Situation eine Besonderheit des Judentums sei, ... aber keine andere Menschenschar hat an diese Erfahrung solche Kraft und Innigkeit hingegeben wie die Juden."
Gerade für heutige Zeiten bemerkenswert dürften auch die Erläuterungen zu der mit "Demut" nur unzulänglich übersetzten Forderung nach "Schiflut" sein: "In der Schiflut erfaßt der Mensch seine wahre Bestimmung, in eben seiner Einzigkeit dienendes Glied der Schöpfung zu sein."
Das Kernstück, die Aussagen zum "Messiasproblem" lassen sich nicht in wenigen Sätzen skizzieren, da es Schwarzenau ja gerade hierbei um Differenzierung ging. Nur soviel: Es gilt ein Paradoxon auszuhalten, das in Schwarzenaus Ausführungen jedoch eine akzeptable Grundlage und ein erstaunliches Maß an Plausibilität erfährt. Er tritt hierin insbesondere der "Verkennung" entgegen, wonach für Buber jeder Einzelne sein eigener Messias sein müsse. Wegen ihrer gelungenen Verdichtung und Beschränkung auf das Wesentliche ist diese Studie allemal heute noch lesenwert und diskussionswürdig. Zudem billanziert sie zwischen den Zeilen auch eine wichtige Etappe dieses ausgehenden Jahrhunderts - die 50-er Jahre sollten ja auch für einen Neubeginn stehen.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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