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Jörg Steiner

Der Kollege

Erzählung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1996, 71 S., ISBN: 3-518-40750-3, >>> Amazon
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"... seine nächste Ausstellung finde nicht in einer Galerie, sondern im Bahnhofswartesaal zweiter Klasse statt, damit er, der Künstler, mit seiner Kunst endlich auch jene erreiche, die nie im Leben den Mut hätten, eine Galerie zu betreten. Greif und sein Kollege mußten kein Wort darüber verlieren, das Bahnhofsareal war während dieser Ausstellung für sie ein Sperrgebiet."
Greif und sein Kollege waren schon vor weit mehr als 400 Tagen wegrationalisiert worden und beziehen nur noch die "staatliche Fürsorge". Greif versucht das beste daraus zu machen und unterwirft sich strengen Tagesabläufen, damit er nicht die Selbstachtung verliert. Der Kollege hat es auch versucht und lebt nicht mehr. Greif hätte aufklären können, ob es Selbstmord war, aber das "hätte den unaufgeklärten Fall zu einem erklärbaren, zu einem erledigten Fall gemacht, unwiderruflich." So weit durfte es nie kommen.
Jörg Steiners Erzählung DER KOLLEGE hakt sich fest. Seine lakonischen Schilderungen laden sich von der ersten bis zur letzten Seite an einem spannungsgeladenen Gegenüber auf: Zwischen Gewinnern und Verlierern innerhalb des profitorientierten Arbeitsmarktes gibt es keine Gemeinsamkeiten. Dabei vermeidet der Autor jedwede Wertung. Er überläßt es der Leserschaft, der Doppelbödigkeit alltäglicher Aussagen aufzusitzen - was unbequem wird, denn sie erweisen sich in ihrem Zusammenhang als nadelfeine Aphorismen, deren Plausibilität man sich nur schwer entziehen kann: "Der Kollege sagt, Unabhängige seien auf Abhängige angewiesen, um unabhängig zu bleiben." Die Wertung bzw. die Ausgrenzung die der Autor in seinem Text so kunstvoll zu vermeiden vermochte, wurde allerdings durch die verwegene Preisgestaltung dieses Werkes hintertrieben. Es richtet sich mithin an die Gewinner, die es sich leisten können.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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