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Peter Høeg

Die Frau und der Affe

Roman. Hanser Verlag, München 1997, 288 S., ISBN: 3-446-18880-0, >>> Amazon
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Ein riesenhafter, bis dahin in seiner Art unbekannter Menschenaffe flieht von einem Schiff, das gerade die Themse heraufgesegelt ist. Kaum wieder eingefangen, sorgt das "Erasmus" genannte Wesen zuerst in der Londoner Upperclass, zuletzt weltweit für einige Aufregung. So erhofft sich zunächst Adam Burden höchste wissenschaftliche, seine Schwester Andrea höchste gesellschaftliche Anerkennung. Nur Adams Frau Madelene scheint erst einmal völlig bar jeder Ambitionen zu sein. Dann aber beginnt für sie, die ihre Langeweile nur noch mit verdünntem Methylalkohol zu überschwemmen vermochte, eine abenteuerliche und erregende Liebesgeschichte. Sie muß Erasmus aus den Fängen Adams retten. Denn Erasmus ist mit den Menschen nicht nur sehr nah verwandt, sondern in der Evolution einen Schritt über sie hinausgewachsen. Jedoch gegen die Dynamik angeblich gesellschaftlicher Interessen scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Nach und nach gerät ein Weltbild nach dem andern aus den Fugen...
Spätestens mit DIE FRAU UND DER AFFE kann keiner mehr von Zufallstreffer reden, muß Peter Hoeg als Autor von Weltrang gelten. Einmal mehr bettete Hoeg sein großes Thema - Liebe zu jedweder Kreatur, also auch Liebe zum Menschen - in einen reizvoll ungewöhnlichen Plot. Dieser Roman nun bietet sich im Vergleich zu "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" sogar sehr gefällig dar, strömt einem förmlich entgegen. Die erste große philosophische Frage nach Sinn und Sein des Menschen ist wie ein Thriller aufbereitet, der einen die Seiten nur so verschlingen läßt. Jedoch die weitere Konstante in Hoegs bisherigem Schaffen bremst den Lesefluß und unterscheidet ihn vom "einfachen" Bestsellerautor: Ihm und seiner kongenialen Übersetzerin Monika Wesemann gelingt es, ein erstaunlich tiefgründiges Durchdringen der Wirklichkeit in unzähligen Sprachbildern auszumalen, die einen ob ihrer Virtuosität schier begeistern. Ohne ein Wort zuviel werden komplexeste Gefühle und Sachverhalte derart eingängig und formvollendet erörtert, daß man es gerade deshalb wenigstens zweimal lesen will. Diese Kunst der Verständigung - wie jüngst kolportiert - mit "Populismus" verwechseln zu wollen, zeugt nur von elfenbeinerner Borniertheit. So wird auch die Beziehung zwischen Madelene und Erasmus entwaffnend detailgenau, jedoch an keiner Stelle anzüglich oder gar pornographisch "abgebildet" und hat mit Sodomie weiß Gott nichts zu tun. Das Ende schließlich bietet in zweischneidiger Melancholie gleich mehrere überraschende Volten und dürfte kaum einen Leser unberührt lassen. Daß der kleingedruckte Hinweis auf den Fonds des Autors zugunsten von Kindern und Frauen benachteiligter Weltregionen nur Berechnung sein könnte, scheint nach der Lektüre jedenfalls kaum glaubhaft.

Weitere Besprechungen zu Werken von Peter Høeg siehe:
Peter Høeg: Die Frau und der Affe (1997)
Peter Høeg: Das stille Mädchen (2007)
Peter Høeg: Die Kinder der Elefantenhüter (2010)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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