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Klaus Kordon

1848

Roman. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 1997, 523 S., ISBN: 3-407-79761-3, ab 14 Jahre, >>> Amazon
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Nicht lange und es jähren sich zum 150. Mal jene Märztage, die den ersten Kampf um eine demokratische Verfassung auf Berliner bzw. Preussens Boden markieren und den Wunsch nach einem vereinten Deutschland laut werden ließen.
Klaus Kordon setzt in seinem Roman "1848" den Anfang mit einer zarten Liebesgeschichte. Jeden Morgen legt der Zimmerergeselle Frieder der 15-jährigen Jette drei Kartoffeln vor die Tür. Jette ist seine Nachbarin und lebt mit ihrer älteren Schwester, der "Sternenkiekerguste" und deren Sohn Fritzchen in einem armseligen Loch über dem Haustor. Aber dann kommt Frieder für acht Monate ins Gefängnis, obwohl er an den Ausschreitungen wegen der ungerechtfertigt hohen Kartoffelpreise nur am Rande beteiligt war. Die Erfahrung der ungerechten Verhandlung vor dem Richter und die Zustände im Gefängnis politisieren Frieder, und er schließt sich den "bärtigen Demokraten" an. Jette hat unterdessen ihrerseits versucht, aus dem Loch zu kommen und Arbeit zu finden. Das war nur möglich, nachdem die kranke Mutter Frieders ihre Vorbehalte gegenüber der sich prostituierenden "Sternenkiekerguste" abzulegen vermochte und sich um Fritzchen kümmerte. Ein kurzes Glück, denn am 18. März 1848 hat auch sie ein Opfer zu beklagen.
Nur ein Jugendbuch? "1848" ist trotz seiner ausführlich kompetenten Schilderungen der damaligen Zustände in einer solch guten sprachlichen wie kompositorischen Verfassung, daß es sogar Jugendliche im Alter Jettes verstehen und lieben werden. Hier wird nichts verniedlicht, Hunger, Mißbrauch und Elend nachvollziehbar beim Namen genannt. Klaus Kordon ist es gelungen, in diesem Roman unzählige, vermutlich langwierig zu recherchierende Details unterzubringen, ohne daß das je bemüht oder gar belehrsam wirkt. Spannend und anrührend von der ersten bis zur letzten Zeile sind allein schon die vielen Sprüche Augustes die Lektüre wert - darauf "drei heilige Eide und een verlognet Ehrenwort!" Dieses Buch ist im besten Sinne anstößig, ein Geschichtsbuch "von unten", das von wahren Geschichten lebt und von Erfahrungen, die einfach nicht in Vergessenheit geraten dürfen.

Weitere Besprechungen zu Werken von Klaus Kordon siehe:
Klaus Kordon & Peter Schimmel: Die Lisa (1991)
Klaus Kordon: Die Zeit ist kaputt - Die Lebensgeschichte des Erich Kästner (1994)
Klaus Kordon: Adams Apfel (1994)
Klaus Kordon: Lütt Luftballon (1994)
Klaus Kordon: Der goldene Ritter (1996)
Klaus Kordon: 1848 (1997)
Klaus Kordon: Joss oder der Preis der Freiheit (2014)

Buechernachlese © Ulrich Karger


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