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John Ajvide Lindqvist

Wolfskinder

SF-Roman. Aus dem Schwedischen von Thorsten Alms. Lübbe Verlag, Köln 2011. 557 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-7857-6056-7, >>> Amazon
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Lennart, Teil eines kaum noch beachteten Schlagersängerduos, entdeckt beim Pilzesammeln einen Säugling, der offenbar kurz zuvor in einer Plastiktüte lebendig begraben wurde. Der erste Laut dieses Mädchens ist kein Schrei, sondern ein glockenreiner, vollkommener Ton. Diese Anomalie fasziniert Lennart derart, dass er nicht nur beschließt, das Kind mit nach Hause zu nehmen, sondern es Theres zu nennen und zu behalten. Doch anstatt seinen Traum einer erneuten Musikkarriere zu erfüllen, wird dieses Kind nicht nur zu seinem Verderben werden ...
Mit "Wolfskinder" lotet der schwedische Autor John Ajvide Lindqvist die Schmerzgrenze des Horrorgenres aus. Und diesmal reicht es auch nicht mehr, allein den "frühen" Stephen King als Vergleich zu bemühen. Vielmehr ist dieser Roman eine unter die Haut gehende Aktualisierung des SF-Klassikers Kuckuckskinder von John Wyndham aus dem Jahr 1957. Während jedoch Wyndham seine Kuckuckskinder wie etwas nicht von dieser Welt scheinen und damit zur Bedrohung für die Erwachsenen werden lässt, sind Lindqvists junge "Heldinnen" von ihren Eltern ausgestoßen oder auch "nur" von ihren Klassenkameraden gemobbt worden, bevor sie zu "Wolfskindern" werden.
Theres reagiert ohne Berechnung gleich einem Autisten nur auf übergroße Reize - und ermordet so interessiert wie akribisch nach 14-jährigem Versteckt-gehalten-werden ihre "Pflegeeltern". Einer parallel agierenden zweiten Hauptfigur namens Teresa legt der Autor lyrische Verszeilen in den Mund, die an die Prosa Birger Sellins erinnern. Diese später vertonten Texte werden zum unheilvollen Kontrapunkt des von Theres gesungenen ABBA-Songs "Thank you for the music" während einer Casting-show. So sehr auch ihre Performance verspottet wird, macht Theres mit ihrem wunderbaren Gesang auf sich aufmerksam und wird zum Idol aller weiblichen Jugendlichen, die sich in die innere Immigration begeben haben. Und nach entsprechender Vorbereitung drängt es auch ihre engsten Anhängerinnen danach - und das ist die einzige allegorische Schwachstelle des Plots -, jenen "roten Rauch" zu inhalieren, der den von ihnen ermordeten Erwachsenen entschwebt.
Wirklich nichts für zartbesaitete Seelchen, die noch immer Astrid Lindgrens "Bullerbü" als Realität für die überwiegende Mehrheit von Kindern ansehen. Für alle anderen aber fesselnd bis zur letzten Seite!

Weitere Besprechungen zu Werken von John Ajvide Lindqvist siehe:
John Ajvide Lindqvist: So finster die Nacht (2007)
John Ajvide Lindqvist: Menschenhafen (2009)
John Ajvide Lindqvist: Im Verborgenen (2010)
John Ajvide Lindqvist: Wolfskinder (2011)

Buechernachlese © Ulrich Karger



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