Startseite: Autorenportrait Ulrich Karger


Büchernachlese | Kurzhinweise 2017


Neben den denen des aktuellen Erscheinungsjahrs können auch noch siehe Links oben insgesamt 591 Kurzhinweise zu den Jahren 2003 bis 2023 (und davon jene zum hier angezeigten Jahr) abgerufen werden:

Sortiert nach Genre und dem Alphabet der Autorennamen führen die verlinkten Genrebezeichnungen zum jeweils ersten Kurzhinweis. Die Signatur U.K. steht jeweils für Ulrich Karger.
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  • Belletristik: Cecilia Ekbäck, Alexander Pechmann
  • Krimis / Thriller: Linwood Barclay, Saul Black, Olsten Borge, Kerstin Ehmer, Andreas Föhr, Harald Gilbers, Steve Hamilton, Lotte & Soren Hammer, Jutta Maria Herrmann, Frank Kodiak, Herbert Knorr, Sven Koch, Volker Kutscher & Kat Menschik, Gilly Macmillan, Steve Mosby, Jean-François Parot, Preston & Child (2x), Don Winslow
  • SF / Fantasy / Mystery: Ray Bradbury, Kevin Hearne (2x), Markus Heitz (2x), Ju Honisch
  • Sachbuch: Marion Mebes & Katharina Urbann


  • Belletristik

    Stockholm erreicht 1856 erreicht die Nachricht, dass in einem Dorf im hohen Norden ein Same drei Schweden ermordet haben soll. Magnus Stille, ein Mitarbeiter des schwedischen Bergbauministeriums, wird dorthin geschickt, um den Fall zu untersuchen. Auftraggeber ist sein Schwiegervater, der als Bergbauminister durch einen sich womöglich abzeichnenden Aufstand der Samen die noch ungehobenen Bodenschätze im Blackåsen in Gefahr sähe. Im Norden angekommen, führen seine Untersuchungen Magnus tief in die Vergangenheit der Dorfbewohner, in die Vergangenheit des Landes im Umgang mit seinen Ureinwohnern - und in seine eigene …
    Cecilia Ekbäck legt mit Im Schatten der Mitternachtssonne einen Roman vor, der atmosphärisch dicht eine Zeitreise erlaubt, die seine treffend gezeichneten Charaktere in ein äußerst spannungsvolles Mit- und Gegeneinander in Beziehung setzt. Vordergründig ein Kriminalstück, kommt hier nicht zuletzt die spirituelle Kraft samischer Kultur zum Tragen, die manch magischen Moment samt Fluch zaubert. Gefesselt auch von der wunderbar flüssigen Sprachregelung der Übersetzung, wird man in einem Schwung bis zur letzten Seite getragen.
    Kopfkino vom Feinsten, überaus empfehlenswert! U.K.
    (Cecilia Ekbäck: Im Schatten der Mitternachtssonne. Roman. Aus dem Englischen von Sabine Thiele. Droemer Verlag, München 2017. 347 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30401-3)
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    Im Juni 1828 liegt die Brigg Mary Russel aus Cork im Hafen von Cove. Sie birgt noch immer sieben Leichen, da der herbeigerufene Coroner auf sich warten lässt. William Scoresby, seines Zeichens berühmter Arktisforscher und Theologe, hat dank eines mit ihm verschwägerten Magistrats die Gelegenheit, noch vor der offiziellen Untersuchung des Coroners das Schiff samt den Leichen in Augenschein zu nehmen und die überlebenden Zeugen zu befragen. Danach bleiben mindestens zwei Möglichkeiten offen: Entweder der bis dahin unbescholtene Kapitän der Brigg war dem Wahnsinn anheim gefallen und hat sieben Unschuldige ermordet oder er handelte in Notwehr, um sich gegen eine Meuterei zu verteidigen …
    Der Roman Sieben Lichter von Alexander Pechmann beruht auf einer wahren Geschichte, die von einer der "sonderbarsten Kriminalfälle des 19. Jahrhunderts" handelt.
    Pechmann gelingt es durchaus, den Tonfall von Abenteuergschichten und Schauerromanen aus dem 19. Jahrhundert zu treffen und einen sofort in die Geschichte hineinzuziehen - allerdings vermag er weder das von Anfang ungewöhnliche Interesse der historischen Figur William Scoresby noch dessen seelischen bzw. theologischen Konflikt hinsichtlich der Lösung dieses Kriminalfalls überzeugend zu entfalten, der ja eigentlich über die heutigen Erkenntnisse von psychologischen "Triggern" hinausgehen und somit das bemerkenswert "Sonderbare" vor Augen führen soll. Allein die der Figur Scoresby zugeschriebene Autorität behauptet das, setzt so aber der von Anfang vergleichsweise plausibel begründeten Skepsis des als Ich-Erzähler auftretenden Schwager-Magistrats bis zuletzt nichts im Wortsinn Spannendes oder gar eine "Fallhöhe" entgegen. Das Romanende verpufft dann enttäuschend gleich einer Knallerbse. Schade! U.K.
    (Alexander Pechmann: Sieben Lichter. Roman. Steidl Verlag, Göttingen 2017. 168 Seiten. 18,00 Euro. ISBN: 978-3-95829-370-0)
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    Krimis / Thriller

    Memorial-Day-Wochenende in der Kleinstadt Promise Falls (New York): Das Trinkwasser ist vergiftet, Dutzende sind bereits gestorben - und ob den Hunderten mit grippeähnlichen Symptomen im Krankenhaus rechtzeitig geholfen werden kann, bleibt lange Zeit ungewiss. Doch warum wurde überhaupt das Trinkwasser vergiftet? Und als ob diese Katastrophe Detective Barry Duckworth nicht schon mehr als genug auslasten würde, wurde die Leiche einer College-Studentin entdeckt, die offenbar das Opfer eines bis dato unerkannten Serienkillers wurde, der bereits zwei andere Frauen ermordet hatte. Doch nach und nach nähern sich Detective Barry Duckworth wie auch Privatdetektiv Cal Weaver der Auflösung für all die zahlreichen seltsamen Vorkommnisse in Promise Falls …
    Mit Lügenfalle - Promise Falls III von Linwood Barclay liegt nun auch der dritte und letzte Roman der Thriller-Trilogie vor.
    Auch wenn noch Einiges passiert, was die Spannung anzieht, fällt der Roman zum Ende hin dann im Vergleich zu seinen Vorgängerbänden insofern ab, als der Sack nicht für alle anfangs markant eingeführten Protagonisten wirklich zugemacht wird. Schade eigentlich. U.K.
    (Linwood Barclay: Lügenfalle - Promise Falls III. Thriller. Aus dem Englischen von Silvia Visintini. Knauer Verlag, München 2017. 490 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51870-0)
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    Detective Valerie Hart vom San Francisco Police Departmen will endlich mal abschalten. Selbst eine brutal zugerichtete Frauenleiche wäre jetzt kein Hinderungsgrund für einen Start in ein unbeschwertes Wochenende. Doch neben der Toten lag ein rätselhafter Zettel, ergänzt um eine ausdrücklich an Valerie gerichtete Nachricht: "Du weißt, wer ich bin. Darauf hast du doch gewartet." Spätestens mit der Rätsel-Botschaft an einer zweiten Leiche wird klar, dass Valerie eine zum Tode verurteilte Serienkillerin namens Katherine Glass um Hilfe bitten muss. Gerade weil Valerie sie vor sechs Jahren als den einen Teil eines psychopathischen Serienkillerpaares gefasst hat. Der andere will Katherine nun offenbar mit einer neuen Mordserie freipressen. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, in dem der hochintelligente Killer alle Trümpfe in der Hand zu haben scheint.
    Killing Days von Glen Duncan ist nach Killing Lessons der zweite Thriller, der unter seinem Pseudonym Saul Black vorgelegt wurde.
    Der Plot ist diesmal so raffiniert konstruiert, dass selbst eine Heldin wie Detective Valerie Hart, die "normalerweise" auch noch mit ihrem Kopf unterm Arm am Ende die Täter zu überführen weiß, hier an ihre Grenzen stößt. Die genreüblich detailfreudigen Erörterungen blutrünstiger Verbrechen, die gewiss nicht jeder geschmackvoll findet, werden in diesem Roman immerhin durch die sehr gut nachvollziehbare, manchmal leider auch unnötig redundant beschriebene Gefühls- und Gedankenwelt der Opfer gesteigert. Wie die Ermittler um Valerie Hart gefangen genommen von den ständig neuen Rätseln, mündet das Finale in einer bemerkenswert simplen Volte - aber das weiß man, wie immer, erst hinterher. Doch als Leser fühlt man sich in diesem Fall nicht betrogen, ragt das Ganze doch sogar bemerkenswert aus dem Einheitsbrei derartig angelegter Thriller heraus. U.K.
    (Saul Black: Killing Days. Thriller. Aus dem Englischen von Christine Gaspard. Knaur TB Verlag, München 2015. 505 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51611-9)
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    Nachdem seine Frau und sein Kind dem Racheakt eines von ihm überführten Täters zum Opfer gefallen sind, steht Bogart Bull, Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei, am Scheideweg: Zurück an den alten Arbeitsplatz will er nicht, bliebe die Alternative, sich zu Tode zu saufen. Doch seine Vorgesetzte schätzt ihn sehr und bietet ihm die Möglichkeit, für Europol Delikte an norwegischen Staatsbürgern im Ausland zu untersuchen. Sein erster Fall führt ihn nach Südfrankreich, wo der schwerreiche norwegische Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh in seiner Villa ermordet aufgefunden wurde. Der Mörder hat einzig ein kleines Gemälde von Edvard Munch entwendet, wiewohl noch weit kostbarere Gemälde in Griffweite waren. Das Gemälde lenkt Bulls Ermittlungen nach und nach zu einem grausamen Verbrechen in den 1940er Jahren, das noch immer ungesühnt ist …
    Ølsten Borge hat mit Kreuzschnitt ein mehr als überzeugendes Debüt als Kriminalautor vorgelegt. Die Charaktere wie die landschaftlichen Kontraste Norwegens und Südfrankreichs treffend gezeichnet, entfaltet der Autor einen sehr komplexen Plot, der Vergangenheit wie Gegenwart in äußerst spannende Beziehung zu setzen weiß. Die Übersetzung ist sehr eingängig und bringt auch subtile Ironie zum Schillern. Somit insgesamt und ohne Abstriche ein sehr empfehlenswertes Stück gehobener Kriminalliteratur - und ein Autor, den man sich gerne merken wird. U.K.
    (Olsten Borge: Kreuzschnitt. Kriminalroman. Aus dem Norwegischen von Andreas Brunstermann. Droemer Verlag, München 2017. 335 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30604-8)
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    Kommissar Ariel Spiro ist gerade aus der Provinz nach Berlin gezogen. Sein erster Fall: Ein jüdischer Bankier wird erschlagen im Treppenhaus eines Hinterhauses aufgefunden. Wenige Schritte darüber wohnt seine hinterbliebene Geliebte. Leider sind sämtliche Spuren durch eine übereifrige Putzfrau verwischt worden. Ein politisches Motiv läge zwar nahe, aber auch die Familie des Toten gibt Rätsel auf. Am Ende hat es weder mit dem einen noch mit dem anderen zu tun …
    Kerstin Ehmer legt mit Der weiße Affe einen historischen Kriminalroman im Berlin der 1920er vor. Für ein Debüt in diesem Genre ist es bemerkenswert gut recherchiert und zeichnet ein atmosphärisch dichtes Bild von Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik, das schillernde Bars samt sexueller Eskapaden genauso auszeichnet wie den längst grassierenden Antisemitismus als Vorbote des Nationalsozialismus.
    Nicht zuletzt auch in ihrer Sprachregelung sucht die Autorin den Zeitgeist einzufangen - offenbar hat sie sich intensiv mit Veröffentlichungen von Autoren jener Zeit beschäftigt und deren Duktus in ihre Geschichte einfließen lassen. Selbst in Berlin lebend, setzen auch ihre eingestreuten knappen Dialoge im Berliner Jargon wohldosierte Akzente. Allerdings hat Ehmer auf den ersten 50 bis 70 Seiten einige Ungereimtheiten übersehen und offenbar auch noch den "rasenden Reporter" Egon Erwin Kisch an Tempo überholen wollen, so dass man sich frei nach Tucholsky denkt: Geht's nicht auch 'ne Nummer kleiner? Gerade zu Anfang derart gekünstelt unauthentisch zu überziehen, hätte bei mir beinah zum kompletten Abbruch der Lektüre geführt. Was bedauerlich gewesen wäre, da die Autorin die restlichen 200 Seiten das Tempo weit angemessener einzuhalten und ihren spannenden Plot mit durchaus überzeugenden Charakteren zu entfalten wusste.
    Sollte sie daran auch bei einem Folgeband dann durchgängig anknüpfen können, gäbe es in diesem wohl gar nichts mehr zu meckern. U.K.
    (Kerstin Ehmer: Der weiße Affe. Roman. Pendragon Verlag, Bielefeld 2017. 280 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-86532-584-6)
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    Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner, genannt "Leichen-Leo", hat seinem Spitznamen mal wieder alle Ehre gemacht. Diesmal findet er eine Leiche nach einem Faschingsball - allerdings gemeinsam mit einer jungen Frau und dem 86-jährigen, als Sensenmann vulgo Boandlkramer verkleideten Manfred Wallner, die beide, von Leos vorgespiegelten falschen Tatsachen geblendet, mit ihm in das Haus eingedrungen waren. Kommissar Clemens Wallner weiß erst nicht, auf wen er mehr sauer sein soll: auf Leo oder auf seinen Großvater. Doch am Tatort hatte sich neben dem von Leo verschont gebliebenen Verführungsopfer noch eine andere junge Frau aufgehalten, offenbar sehr verstört und die Tatwaffe in der Hand. Für den Staatsanwalt ist schnell klar, dass sie auch die Täterin sein muss. Aber Wallner bezweifelt das. Zudem stellt sich bald heraus, dass der Ermordete, wiewohl der eigentliche Hausbesitzer, viele Jahre unter falscher Identität im Ort gelebt hat …
    Andreas Föhr legt mit Schwarzwasser nach zweijähriger Pause und der Einführung einer neuen Romanreihe um Anwältin Rachel Eisenberg (endlich!) den nunmehr 7. Krimiband um Kommissar Wallner und seinen Kollegen Kreuthner vor.
    In zwei Erzählsträngen, einer davon im Berlin von 1996, entfaltet er mal wieder einen durchaus fesselnden Krimiplot, der bis zum überraschenden Finale einige Haken schlägt. Für weitere Überraschungen sorgt daneben Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner, der diesmal sogar seine endgültige Entlassung zu befürchten hat, diesem Schicksal aber dank seines subversiven Mutterwitzes Einiges entgegenzusetzen hat. (Allein der s.o. angedeutete "Einstieg" ist mal wieder zum Niederknien komisch.) Aber auch Clemens Wallner erlebt persönlich eine große Überraschung - kurz nach der Geburt von Clemens verschwunden, sagt sich sein Vater zu Besuch an …
    Trotz oder gerade wegen der Pause gilt erneut: Einfach bärig! U.K.
    (Andreas Föhr: Schwarzwasser. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2017. 393 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65421-7)
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    Im Berlin der letzten Kriegstage fanden Kommissar Oppenheimer und seine Frau Lisa bei dem Ganoven Ede zwar einen Unterschlupf, doch das schützte Lisa wie so viele andere Frauen nicht vor der Vergewaltigung durch einen Vertreter der siegreichen Sowjetarmee. Wenig später wird das Paar getrennt und Oppenheimer soll in Edes Auftrag einen verschwundenen Schuldner aufspüren. Das führt unverhofft zu einem Hinweis auf Lisas Vergewaltiger sowie auf einen Koffer, dessen Inhalt bei den Atomplänen der Nazis eine Rolle spielte und für alle Siegermächte von großem Interesse ist. Oppenheimer gerät zwischen alle Fronten und kämpft einmal mehr für sich und seine Frau Lisa ums Überleben …
    Harald Gilbers legt nach Germania und Odins Söhne mit Endzeit den dritten Roman um Kommissar Oppenheimer vor.
    Auf der Grundlage im Anhang aufgeführter Sachliteratur zur Historie und seiner bereits eingeführten Charaktere entfaltet er erneut einen mitreißenden Plot und vor allem ein sehr authentisches Zeitbild, das diesmal in Fortsetzung der beiden Vorgängerromane die Übergänge letzter Kriegshandlungen zu einem noch keineswegs gesicherten Frieden für Täter und Opfer schildert.
    Wie Gilbers die Historie um den Beginn der "Nachkriegszeit" in einen fesselnden Krimi packt, macht das Ganze einmal mehr zu einem sehr empfehlenswerten Buch. U.K.
    (Harald Gilbers: Endzeit. Roman. Knaur Verlag, München 2017. 554 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51644-7)
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    Nick Mason ist ein Gangster, der Alles, was Beute verspricht, ohne Gewalt zu erringen suchte und stets loyal zu seinen Komplizen war. So verrät er nach einem missglückten Drogenkurierauftrag, bei dem ein verdeckter Ermittler erschossen wurde, auch den Todesschützen nicht und geht mit einer Mindeststrafe von 25 Jahren ins Gefängnis.
    Nachdem Nick einige Jahre abgesessen hat, wird der in einem anderen Gefängnistrakt "residierende" Pate von Chicago Darius Cole auf ihn aufmerksam. Erst lässt er Nick in seinen komfortableren Trakt umziehen und bietet ihm zudem seine baldige Freilassung an, wenn er künftig für ihn Aufträge "draußen" übernimmt. Da Nick seine inzwischen neunjährige Tochter nicht erst als Erwachsene wieder kennenlernen möchte, sagt er zu. Doch wiewohl ihm nun nach fünf Jahren Gefängnis ein luxuriöses Stadthaus samt schnellen Oldtimern zur Verfügung steht, merkt er bald, dass er alles Andere als in Freiheit ist: Er hat jederzeit und sofort auf einen Anruf von Coles Mittelsmann zu reagieren …
    Steve Hamilton hat mit Das zweite Leben des Nick Mason eine neue Thrillerserie eröffnet, die durchaus vielversprechend ist. Allerdings auch nicht ganz ohne Widersprüche.
    Wiewohl als sehr bedacht charakterisiert, wirkt Nick Mason an manchen Stellen doch ziemlich naiv. Aber die Dynamik dieses Pageturners lässt einen schnell darüber hinweglesen und mit dem mehr oder weniger unfreiwilligen Helden mitfiebern. Immerhin mündet das Ganze in ein halbwegs plausibles, natürlich nur vorläufiges Finale - das einen gespannt auf die Fortsetzung warten lässt. U.K.
    (Steve Hamilton: Das zweite Leben des Nick Mason. Thriller. Aus dem amerikanischen Englisch von Karin Diemerling. Droemer Verlag, München 2017. 335 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30498-3)
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    Weil sie ihren Kunden nicht, wie gefordert, zu Willen ist, wird eine junge afrikanische Zwangs-Prostituierte gefoltert. Doch der "Denkzettel" läuft aus dem Ruder, die Frau stirbt und ihre Leiche wird nördlich von Kopenhagen in einem Moortümpel versenkt, der Tatort niedergebrannt. Als nach Jahren Überreste der Frau zufällig gefunden werden, stehen Kommissar Konrad Simonsen und sein Team vor einem Nichts an Spuren. Erst dank vieler Klein- und Fleißarbeit wird deutlich, dass hier ein ausgeklügeltes System mit Menschenhandel und gnadenloser Gewalt die Gelüste so genannter "bester Kreise" bedient hat …
    Das dänische Geschwister- und Autorenduo Lotte & Søren Hammer legt mit Totenmoor bereits seinen vierten Band um Kommissar Konrad Simonsen vor. Er und sein Team verstehen sich so gut, dass sie auch die Ausfälle einer an posttraumatischen Störungen erkrankten Kollegin mittragen und decken - dennoch (oder gerade wegen der untypischen Uneitelkeiten innerhalb eines fiktiven Ermittlerteams) entfaltet der Krimi eine starke Sogwirkung. Denn im Nebenstrang werden die Ambitionen, Konkurrenzen und Hintergründe der Täter, insbesondere auch einer Täterin entfaltet, die am Ende für ein so realistisches wie virtuoses Finale in diesem komplexen Kriminalstück aus Dänemark sorgen. U.K.
    (Lotte & Soren Hammer: Totenmoor. Kriminalroman. Aus dem Dänischen von Maike Dörries und Günther Frauenlob. Knaur Verlag, München 2017. 456 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51590-7)
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    Helen leidet unter Krebs im Endstadium und nun hat sie auch noch ihr langjähriger Lebensgefährte verlassen. Sie will nicht alleine sterben und verlässt deshalb Berlin, um ihre Restfamilie in einem Dorf in Südwestdeutschland aufzusuchen. Dabei ahnt sie schon vorher, dass es mit ihrer Mutter wieder schwierig werden wird. Einziger Lichtblick ist die zehn Jahre jüngere Schwester Kristin, die sie dann auch herzlich aufnimmt. Kristin ist im dritten Monat schwanger von Leon, den Helen nicht ausstehen kann, weil dieser vor Jahren eine Freundin von ihr vergewaltigt hat. Und offenbar misshandelt er auch Kristin, die aber leugnet das und redet von Missverständnissen. Am liebsten würde Helen Leon dafür umbringen, zu verlieren hat sie ja nichts mehr. Am nächsten Morgen ist Leon tot - und Helen, die Medikamente mit schwersten Nebenwirkungen nimmt, hat keinerlei Erinnerung an die vergangene Nacht …
    Nach Hotline und Schuld bist du legt Jutta Maria Herrmann mit Amnesia ihren dritten Roman vor, der wie seine beiden Vorgänger dem Genre "Thriller" zugeordnet wurde. Doch im Gegensatz zu den ersten Romanen, kann dieser Roman in keiner Weise überzeugen.
    Laut ihren Danksagungen am Ende des Buches hat sich die Autorin zwar mit Krebspatienten ausgetauscht, vermochte aber ihre von ihnen gewonnenen Erkenntnisse nicht in einen flüssigen, und schon gar nicht in einen spannenden Text zu gießen. Redundant, klischeebeladen und vorhersehbar liest sich das Ganze wie die Tagebuchaufzeichnungen einer Teenagerin auf Droge, die bemerkenswerte Sätze von sich geben will - und damit bestenfalls unfreiwillig komisch ist. Herrmanns zweiter Roman folgte ihrem Debüt nach zwei Jahren, dieser dritte dem zweiten nach nur einem Jahr - ob es daran lag? Das in den Danksagungen ebenfalls erwähnte Lektorat einer Schlussredaktion hat jedenfalls seinem Namen keine Ehre gemacht.
    Einmal ist keinmal - bleibt zu hoffen, dass die Autorin mit ihrem vierten Roman wieder an ihr Debütwerke anzuknüpfen vermag. U.K.
    (Jutta Maria Herrmann: Amnesia - Ich muss mich erinnern. Thriller. Knaur Verlag, München 2017. 297 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51997-4)
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    Die riesige Fangemeinde des Schriftstellers Andreas Zordan kann nicht genug kriegen von seinen Thrillern. Was nicht zuletzt etwas über die Fangemeinde aussagt: Denn nichts bereitet dem kontaktscheuen Zordan, der sich selbst für einen Psychopathen hält, mehr Freude als das detailgenaue Beschreiben ausgefallener Tötungsmethoden. Unweit seines Domizils, einem tief im Wald versteckten, ehemaligen Forsthaus findet er eines Morgens die nach seinen Roman-Vorstellungen schrecklich zugerichtete Leiche eines Mädchens im Teenageralter. Da Alles samt seinen unbedacht am Fundort hinterlassenen Spuren auf ihn verweist, meldet er die Leiche nicht bei der Polizei, sondern vergräbt sie. Darüber hinaus fordern ihn die Mails des Täters offenbar zu einem Duell heraus, dem er sich nicht entziehen mag. Denn er hält sich für weit reflektierter, als dieser Nachahmungspsychopath …
    Andreas Winkelmann hat unter dem Pseudonym Frank Kodiak den Thriller Nummer 25 veröffentlicht. In Unkenntnis dessen, inwieweit sich das Werk von Andreas Winkelmann von diesem "Debüt" abhebt, gleich in medias res:
    Die Schreibe des Autors ist flüssig und entfaltet in Teilen durchaus im handwerklich guten Sinne erschreckend die Ausgangssituation des Plots, der neben Spannung und Thrill auch so etwas wie Medienkritik verspricht - angesichts des Autors innerhalb des Romans sogar ironisch gebrochene Selbstkritik. Von Allem kommt auch Einiges vor, aber ohne Längen und Klischees samt plattem, weil erwartbarem Nachsetzen nach dem eigentlichen Finale geht es halt dann leider doch nicht aus.
    Wie so Vieles aus dieser eher trashigen Sparte des Genres: Bei Unterfunktion des Hirns - z.B. am ungewohnt heißen Urlaubsort - ein annehmbarer Schmöker, aber nichts für eine zweite Lektüre. U.K.
    (Frank Kodiak (alias Andreas Winkelmann): Nummer 25. Thriller. Knaur Verlag, München 2017. 382 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52009-3)
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    Die 84-Jährige Else Erpenbeck ist Bewohnerin der Seniorenresidenz Haus Maria Fröhlich Abendschein in Lippeneutrup, wo sich sogar die Kühe langweilen. Else Erpenbeck kennt keine Langeweile, sucht sie doch üblen Betrügereien und ominösen Todesfällen in der Seniorenresidenz auf die Spur zu kommen. Von der Polizei als "schräge Alte" nicht ernst genommen, bedarf sie Verbündeter und findet sie in Anna Müller, die als frischgebackene Belegungsmanagerin der Residenz eigentlich ganz andere Sorgen hat. Doch gemeinsam ist das ungleiche Paar so findig, dass der gesuchte Täter sich alsbald bedroht fühlt und beiden eine tödliche Falle stellt …
    Herbert Knorr legt mit Pumpernickelblut einen Krimi vor, der vor allem durch seine trockenen Dialoge im münsterländischen Westfälisch anspricht. Die beiden Heldinnen wie auch die daneben auftretendenden Charaktere schrammen zwar zuweilen arg an den typischen Klischees von Regionalkrimis entlang, aber der Plot besticht durchaus ernsthaft wegen seines gewählten Milieus in einem Altenheim und seinen für Kriminelle nur allzu leicht zu Opfern werdenden Bewohnern. Ansonsten sind es weniger ausgeklügelte Deduktion als Zufälle dank unbekümmerten Try and Errors, die am Ende nach einigen unnötigen Längen zur Lösung führen.
    Insgesamt leichte Kost, die auch bei größter Sommerhitze nicht überfordert und dem, der das zu schätzen weiß, vergnügliche Schmökerstunden erlaubt. U.K.
    (Herbert Knorr: Pumpernickelblut. Roman. Pendragon Verlag, Bielefeld 2017. 479 Seiten. 15,00 Euro. ISBN: 978-3-86532-586-0)
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    Erst werden in Werlesiel, einem kleinen Fischer- und Touristenort an der ostfriesischen Nordseeküste, gleich mehrere Pferde auf einmal getötet, dann kommen auf so raffinierte wie brutale Weise auch Menschen zu Tode. Und die Serie ist noch längst nicht zu Ende. Ein Massenmord bahnt sich an. Ihn zu verhindern, muss die LKA-Sonderabteilung SKO um Femke Folkmer und Tjark Wolf ein streng gehütetes Geheimnis der Dorfbewohner lüften. Es reicht zurück in eine Zeit, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Flüchtlinge nach Deutschland strömten. So wie heute wieder …
    Sven Koch hat nach Dünengrab, Dünentod, Dünenkiller und Dünenfeuer mit Dünenfluch den fünften Band um (s)ein ostfriesisches Ermittlerquartett vorgelegt. Zum Glück, denn nach dem 4. Band schien sich ein Ende der Reihe abzuzeichnen.
    Bis auf Femke zu Anfang, die zu den toten Pferden gerufen wird, weil auch ihr Justin darunter ist, wird hier nur wenig Persönliches der Ermittlungsbeamten abgehandelt. Dafür wird umso mehr der Fokus auf einen fesselnden Plot gelenkt und z.T. auch aus der Perspektive des Täters entfaltet.
    Eingebunden in die Nordsee-Region, ist dieser Krimi zugleich die biederen Fassaden einer Dorfgemeinschaft entlarvender Heimatroman. Dazu wie immer überzeugende Charaktere und ein voltenreiches Finale - einmal mehr empfehlenswert. Und bitte mehr davon! U.K.
    (Sven Koch: Dünenfluch. Kriminalroman. Knaur TB-Verlag, München 2017. 318 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52019-2)
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    Adolf Winkler, der "Schränker", vor dem kein Tresor sicher ist, und zugleich Boss des "ehrenwerten Ringvereins Berolina", steht kurz vor seiner Entlassung aus dem Moabiter Gefängnis, als er plötzlich von einem Mitgefangenen Anton Bruck attackiert wird und nur dank des Schlagstock-Einsatzes von Christian Ritter, seines Zeichens Oberaufseher der Haftanstalt Moabit, nicht zu Tode kommt. Der eigentlich zuständige Aufseher war wegen einer Magenverstimmung nicht am Platze und Ritter nur zufällig vor Ort. Zwischen Winkler und Bruck gab es zuvor keinen Kontakt, also muss jemand Bruck beauftragt haben. Nur wer? Und warum? Leider hat Bruck den Winkler rettenden Schlag auf den Kopf nicht überlebt …
    Moabit ist ein "Prequel" der Romanreihe um den im Berlin der 1930er ermittelnden Kriminalkommissar Gereon Rath von Volker Kutscher.
    Dem Umfang nach eine Kurzgeschichte, die in drei Versionen bzw. aus drei Perspektiven erzählt wird, und in der Kriminalkommissar Gereon Rath gar nicht vorkommt. Die erste Version erzählt Adolf Winkler, die zweite Christian Ritter und die dritte schließlich dessen Tochter Charlotte Ritter, die gerade ihr Abitur gemeistert hat und mit ihren 19 Jahren bereits des Öfteren heimlich ins Berliner Nachtleben mit seinen Tanzbars eingetaucht ist. Die sich mit jeder Version minimal erweiternde Geschichte bis zu ihrem höchst explosiven Schluss wird zum bestimmenden Hintergrund von Charlotte, die sich hier von "Lotte" zur höchst eigensinnigen "Charly" wandelt und in den zeitlich später Romanen zur großen Liebe von Kriminalkommissar Gereon Rath werden soll.
    Selbst ausgewiesenen Fans der Romanreihe wäre der Preis von 18 Euro für das schmale Büchlein mit seinen gerade 88 Seiten kaum abzuverlangen, wären da nicht noch seine Ausstattung in Leinenbindung und die wunderbaren, hier im Wortsinn tatsächlich kongenialen Illustrationen von Kat Menschik. Neben den Protagonisten hat sie u.a. zeitgenössische Werbeanzeigen, Stadtpläne und Zeitungsköpfe eingefügt, die nicht selten einen hintersinnigen Kommentar zum Ablauf der Geschichte liefern.
    Ein bibliophiles Kleinod also, das seinen Preis auf jeden Fall wert ist, ganz egal, ob es dann auch noch so manchen "anfixt", sich die "nachfolgenden" Romane zu besorgen, die derzeit ja auch die Grundlage für eine vielfach hochgelobte Fernsehreihe sind. U.K.
    (Volker Kutscher: Moabit. Roman. Illustriert von Kat Menschik. Galiani Berlin Verlag, Köln 2017. 88 Seiten. 18,00 Euro. ISBN: 978-3-86971-155-3)
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    Mit 15 Jahren hat Zoe als Lenkerin eines Autos einen Unfall verursacht, bei dem drei Gleichaltrige starben. Sie wurde verurteilt und hatte ihre Strafe bereits "abgesessen", als ihre Mutter Maria in Chris einen neuen Lebenspartner gefunden hat. Um dieses Glück nicht zu zerstören, soll Chris nichts von Zoes Vergangenheit erfahren. Alles läuft gut, bis Zoe als sehr talentierte Pianistin zusammen mit ihrem Stiefbruder ein Konzert gibt. Ein Vater einer bei dem Unfall getöteten Jugendlichen beschimpft Zoe als Mörderin. Und nur wenige Stunden danach ist Maria tot …
    Mit Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit wird der zweite Roman von Gilly Macmillan vorgelegt.
    Er wird wie ihr äußerst erfolgreicher (und auch sehr empfehlenswerter!) Titel Toter Himmel als "Thriller" eingeführt, was aber nur ansatzweise gerechtfertigt ist. Zwar versteht es die Autorin erneut überzeugend, aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten deren allseits mit Haken und Ösen versehenen Charaktere und durchaus auch Einiges an Spannung zu entfalten. Doch spätestens im letzten Drittel ist klar, wer den Tod der Mutter zu verantworten hat und das Ende wirkt dann weniger entfaltet als nur noch lapidar abgehakt.
    Aber ein "Toter Himmel" hat eine hohe Messlatte gesetzt, und diese tragische Familiengeschichte als Zweitwerk hält einen durchaus noch neugierig auf Weiteres von dieser Autorin. U.K.
    (Gilly Macmillan: Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit. Thriller. Aus dem Englischen von Maria Hochsieder. Knaur Verlag, München 2017. 457 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52056-7)
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    Charlie Matheson ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Zwei Jahre später wird Detective Mark Nelson mit einer Frau konfrontiert, die behauptet eben jene Charlie zu sein. Wiewohl ihr Gesicht geradezu von einem Netz an Schnittnarben im Gesicht verunstaltet ist, sieht sie dem Unfallopfer von damals zudem verblüffend ähnlich. Die Untersuchungen dieses rätselhaften Falls werden für Mark Nelson zu einem Weg durch die Hölle - denn die Erlebnisse dieser Frau berühren auch seine eigenen Ängste …
    Steve Mosby legt mit Hölle auf Erden einen Thriller vor, der ein echtes Glanzlicht des Genres ist und dank seines mehrbödigen Verwirrspiels die Spannung bis zuletzt aufrechterhält.
    So schildert der Autor parallel zu dem Strang um Charlie Matheson und Detective Mark Nelson die Ermittlungen von Detective David Groves in eigener Sache: Sein kleiner Sohn Jamie wurde vor Jahren entführt und kurz darauf getötet aufgefunden. All die Jahre danach trafen zu Jamies Geburtstag Glückwunschkarten ein. Letztens aber war es ein an Jamie adressierter Brief mit nur einer Zeile: "Ich weiß, wer es getan hat."
    Vor Nelson wie Groves tun sich Abgründe skrupelloser Willkür auf, die unbedingt nach einer Auflösung verlangen - auch um weitere Opfer zu verhindern. Und nicht von ungefähr kommt es für Nelson zu einer Wiederbegegnung mit seinem einstigem Vorgesetzten John Mercer, da sein Fall Parallelen zu dem "50/50-Killer" aufweist. Mit dem Thriller "Der 50/50-Killer" gelang Mosby 2007 der internationale Durchbruch als Autor, dessen Lektüre für den neuen Roman zwar nicht zwingend vorauszusetzen, aber dennoch ebenfalls sehr zu empfehlen ist. U.K.
    (Steve Mosby: Hölle auf Erden. Thriller. Aus dem Englischen von Ulrike Clewing. Droemer Verlag, München 2017. 424 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30557-7)
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    In der Kleinstadt Exmouth wurde aus einem Keller einer wertvolle Weinsammlung entwendet. Der im privaten Auftrag hingezogene Special Agent Pendergast entdeckt bald, dass dieser Raub lediglich als Ablenkungsmanöver diente - denn hinter den Weinregalen stößt er auf eine frisch zugemauerte Nische, hinter der noch Ketten und ein menschlicher Fingerknochen zu finden sind. Offenbar wurde hier vor langer Zeit jemand lebendig eingemauert und dessen Skelett nun nahezu vollständig entfernt. Das weist wiederum auf eine äußerst dunkle Vergangenheit der Bewohner von Exmouth hin, die sie alsbald auf schreckliche Weise einholen soll …
    Das Autorenduo Preston & Child legt mit Demon - Sumpf der Toten einen weiteren Thriller um Special Agent Pendergast vor.
    Leider ist dieser Roman nur noch ein schwacher Abglanz früherer Pendergast-Thriller. In dem ersten Teil spult Pendergast zur Lösung des Kriminalfalls mit weit weniger Witz als zuvor sein Sherlock-Holmes-Schema ab, im zweiten stößt er angesichts eines dann buchstäblich teuflischen Gegenübers an seine Grenzen - am Ende weiß man nicht, ob damit die Reihe abgeschlossen ist oder hieraus noch Honig für eine Fortsetzung gesaugt werden soll. U.K.
    (Preston & Child: Demon - Sumpf der Toten. Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Michael Benthack. Droemer Verlag, München 2016. 411 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65402-6)
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    Als Säugling in einer Kirche ausgesetzt, wuchs Nicholas bei dem Chorherrn und Notar Le Floch in der Bretagne auf. Das Jurastudium bei den Jesuiten und die Ausbildung zum Notariatsgehilfen in Rennes finanzierte sein Patenonkel Marquis de Ranreuil. Doch gerade als sich zwischen Nicholas und der Tochter des Marquis ein Liebesverhältnis anzubahnen begonnen hat, stellt der Marquis ihm ein Empfehlungsschreiben aus, das eine große Chance für das einstige Findelkind Nicholas birgt. So macht sich der neunzehnjährige auf den Weg zum Polizeipräfekten von Paris. Für viele überraschend, vertraut der Polizeipräfekt dem jungen Mann aus der Provinz dann schon bald einen höchst delikaten Fall an, den er als Ermittler mit besonderen Rechten untersuchen soll. Neben dem Mord an einem der Korruption verdächtigen Polizeibeamten geht es hierbei auch um geheime Papiere, die kriegsentscheidend sein und den König kompromittieren könnten. So muss Nicholas von Anfang sehr genau überlegen, wen er wie weit ins Vertrauen ziehen kann - und ob er nicht als künftiges Bauernopfer der Mächtigen schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist …
    Im Original bereits 2000 erschienen, liegt nun mit Commissaire le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel der erste Band der mehrteiligen Nicholas-Le-Floch-Reihe von Jean-François Parot auch in deutscher Sprache vor.
    Der erste Fall von Nicholas le Floch spielt im Jahr 1761, in dem Ludwig XV. bereits einen vergleichsweise effektiven Polizeiapparat samt Spitzelnetz hat aufbauen lassen. Parot, von Haus aus Historiker, entfaltet seinen Plot in einem fundiert recherchierten Setting, das einen detailreich, zuweilen etwas zu detailliert, mit allen Sinnen das Paris jener Zeit nachvollziehen lässt. Für den jungen intelligenten Helden, der als Anfänger durchaus noch Lehrgeld zu zahlen hat, wird der Leser schnell große Sympathie entwickeln, wie er auch bei seinen Untersuchungen trotz allgegenwärtigen Konkurrenzneides schnell hilfreiche Unterstützer findet. Er wie auch die anderen Charaktere sind facettenreich gekennzeichnet, so dass man sie mit viel Vergnügen durch das spannende Szenario der Geschichte begleitet. Ein Anhang mit einem Glossar und zu den in die Handlung integrierten historischen Personen rundet das Ganze für Liebhaber solch historischer Romane ab. U.K.
    (Jean-François Parot: Commissaire le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel. Ein historischer Paris-Krimi. Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn. Blessing Verlag, München 2017. 479 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-89667-573-6)
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    Eli Glinn, der Chef von Effective Engineering Solutions (EES), hatte eine Expedition in die Antarktis zu verantworten, bei der sein Schiff havarierte, über hundert Menschen ums Leben kamen und ein riesiger Meteorit über Bord ging (siehe Douglas Preston & Lincoln Child: Ice Ship - Tödliche Fracht). Sechs Jahre später hat sich der angebliche Meteorit als Samenkapsel entpuppt, aus dem ein mächtiges Stammgewächs hervorging, das sich im Meeresboden kilometerweit ausgebreitet hat … und sich noch immer weiter ausbreitet. Glinn organisiert eine weitere Expedition dorthin und hat diesmal auch Agent Gideon Crew mit an Bord. Als Nuklearexperte soll er die Vernichtung des Aliens mit einer unterseeischen Atombombe ins Werk setzen ...
    Preston & Child werden mit Ice Limit - Abgrund der Finsternis wohl nur noch ihre hart gesottenen Fans überzeugen - nach altbackener Liebesschnulze und langatmig hypothetischem Wissenschaftskauderwelsch ziehen erst die letzten 70 Seiten an, und bieten etwas Spannung, allerdings garniert von von reichlich Zufall und in ihrer Plausibilität wenig überzeugenden Lösungsansätzen. Einzig das Gewächs im und am Meeresboden hat da wenigstens noch etwas Pfiff.
    Da ist selbst der eins darüber besprochene Pendergast-Roman des Autorenduos noch um Längen besser ... U.K.
    (Douglas Preston & Lincoln Child: Ice Limit - Abgrund der Finsternis. Thriller. Aus dem Englischen von Michael Benthack. Knaur Verlag, München 2017. 394 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51498-6)
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    Die Elitetruppe des NYPD ist nicht nur mit technischen und finanziellen Mitteln sehr gut ausgestattet, sondern darf auch Gesetze bis tief in die Grauzonen hinein dehnen, um in den Revieren von Manhattan für Ruhe und Ordnung sorgen. Die besonderen Spielregeln dieser Elitegruppe sind einerseits zwingend, allein schon um das Überleben eines Teams gegen das organisierte Verbrechen zu sichern, andererseits ist auch die Versuchung groß, den permanenten Stress durch einige Vorrechte und Vorteilsnahmen zu sichern, damit die eigenen Kinder auch im Todesfall noch gut versorgt sind. Denn warum sollte es denen schlechter gehen, als den Kindern von jenen hochrangigen Politkern, die sich mit den gelösten Fällen der Elitetruppe schmücken …
    Don Winslow (siehe u.a. auch Pacific Private) hat mit Corruption einen Cop-Roman um den Detective Denny Malone vorgelegt, dessen Selbstbild das einen für Gerechtigkeit kämpfenden Polizisten ist, wiewohl er das Recht längst weit über ein vertretbares Maß hinaus "gebogen" hat.
    Aus der Ich-Perspektive erzählt, entwickelt das von der ersten Seite durchaus seinen Sog, insbesondere wenn man als Leser Gefahr läuft, Verständnis für Malone zu entwickeln, weil dessen Korruptheit immer noch durch andere "ehrenwerte" Personen übertroffen wird. Man kann nur hoffen, dass hier die Fiktion die Realität übertrifft, und es Wirklichkeit in den USA nicht ganz so schlimm zugeht - allerdings ist Winslow keineswegs der erste US-amerikanische Autor, der die Korruptionsanfälligkeit von Polizisten in ihren Staaten beschreibt, und sein Roman hat auch längst nicht die stilbildende Qualität wie Winslows frühere Romane "Tage der Toten" oder "Das Kartell".
    Doch als Schmöker für zwischendurch bietet der Thriller selbst auf niedrigem Winslow-Niveau immer noch Genre gemäß passable Unterhaltung. U.K.
    (Don Winslow: Corruption. Roman. Aus dem Amerikanischen von Chris Hirte. Droemer Verlag, München 2017. 541 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-28168-0)
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    SF / Fantasy /Mystery

    Ray Bradbury (1920-2012) wurde 1953 mit seinem SF-Roman "Fahrenheit 451" schlagartig weltberühmt, nicht zuletzt auch dank der Verfilmung durch François Truffaut.
    Nach über 50 Jahren wurde nun endlich seine 1966 erstmals im Original erschienene und zum Klassiker gewordene Kurzgeschichtensammlung S is for Space auch in deutscher Sprache vorgelegt. Die meisten dieser Kurzgeschichten, waren zwar bereits in anderen Bänden veröffentlicht worden (siehe dazu auch Ray Bradbury: Ausgewählte Erzählungen von 2008), aber eben nie komplett in dieser Zusammenstellung und dann von unterschiedlichen Übersetzern. (Die Übersetzung hier ist dank Oliver Plaschka nun aus einem Guss und durchgehend überzeugend!)
    Wiewohl einige der Geschichten Bradburys insbesondere in ihren technisch-wissenschaftlichen Ausmalungen einige anachronistische Patina angesetzt haben - z.B. die Vorstellung, man könne auf dem Mars ohne Raumanzug und Sauerstofftank umhergehen -, dürften die meisten davon auch heute noch begeisterte Leser finden. Denn Bradbury ging es neben Phantastischem und subtilen Horror vor allem um die Zukunftsaussichten eines menschlich-gesellschaftlichen Miteinanders - insbesondere als Dystopie wie in "Fahrenheit 451".
    Für Fans sowieso ein Muss, sei der Band also auch den jüngeren SF-Affinen sehr anempfohlen. U.K.
    (Ray Bradbury: S is for Space. Meisterhafte Storys. Aus dem Amerikanischen von Oliver Plaschka. Knaur Verlag, München 2017. 284 Seiten. 10,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52073-4)
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    Nachdem der Druide Atticus - siehe Bd.1 Die Hetzjagd - mit seinen 2100 Lebensjahren in Notwehr eine hohe keltische Gottheit getötet hat, werben ihn plötzlich überraschend viele mythische Wesen als Killer für so manch andere Gottheit oder eines der zahlreichen Ungeheuer an - was Atticus in immer wieder neue Nöte stürzt ...
    Jetzt ist auch noch seine Fähigkeit, Erdmassen zu verschieben, blockiert. Um den den Pfeilen und sonstigen Schleudergeschossen der Jagdgöttinnen Artemis und Diana zu entgehen, müssen sich er wie auch seine frisch gebackene Druidin Granuaile (die hier in eigenen Kapiteln zu Wort kommt!) und der Wolfshund Oberon auf einen Wettlauf einlassen, dessen Ziel ein Wald in London ist. Und dann taucht auch noch unverhofft der nordische Gott Loki auf, um mit dem Tod von Atticus Ragnarök entfesseln zu können …
    Kevin Hearne legt mit Gejagt den sechsten Band seiner "Chronik des eisernen Druiden" vor. Auch dieser Band lebt von einem anarchischen Dialogwitz, der in seiner wilden Mischung alter Mythen und ihrer göttlichen Protagonisten diesmal die olympischen und römischen Götter im Fokus hat. Denn wenn ihre Wut keine Verhandlungen zulässt, ist nicht weniger als die Apokalypse nah. Doch am Ende darf man wieder hoffen, dass es noch ein weitere Fortsetzung mit Atticus gibt … U.K.
    (Kevin Hearne: Die Chronik des eisernen Druiden 6 - Gejagt. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017. 364 Seiten. 16,95 Euro. ISBN: 978-3-608-96136-2)
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    Nachdem Atticus im Vorgängerband seinen "alten" Erzdruiden Eoghan Ó Cinnéide alias Owen Kennedy auf einer Zeitinsel entdeckt und daraus befreit hat, muss er ihm viele Kulturtechniken beibringen, die es vor 2000 Jahren noch nicht gab - angefangen bei der englischen Sprache bis hin zum Gebrauch von Handys. Ob er ihm allerdings auch seine Grobheiten abgewöhnen kann, bleibt mehr als fraglich. Dabei könnten er und Granuaile einen weiteren verlässlichen Partner sehr gut gebrauchen, wenn es darum geht, endlich den Hintergrund und die Ursache dieser schier endlos scheinenden Verschwörung gleich mehrerer Göttergruppen gegen Atticus aufzudecken …
    Wie schon in den Bänden davor, bestimmen auch in Erschüttert als siebten Band der "Chronik des eisernen Druiden" von Kevin Hearne ein anarchischer Dialogwitz und eine wilde Mischung alter Mythen die Handlung.
    Neu ist, dass neben Atticus (plus Oberon) und Granuaile (plus Orlaith) mit Owen Kennedy eine dritte Erzählperspektive Einzug gehalten hat, die für sich genommen köstlich ist, allerdings Atticus dafür etwas in den Hintergrund geraten lässt. Ansonsten schlagen sich die drei diesmal u.a. mit revoltierenden Feen, seuchenverbreitenden Dämonen oder äußerst wirkungsvolle Eismesser fabrizierenden Yetis herum. Und wie schon angedeutet, klärt sich hier auf, wer all die Gottheiten gegen Atticus aufgehetzt hat.
    Insgesamt werden (nur!!) noch zwei Bände diesem Band folgen - der nächste laut Programmvorschau des Verlags am 10. März 2018 … U.K.
    (Kevin Hearne: Die Chronik des eisernen Druiden 7 - Erschüttert. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017. 412 Seiten. 16,95 Euro. ISBN: 978-3-608-96170-6)
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    Seit Jahren seine Spielsucht im Griff, ist Tadeus Boch im Baden-Badener Spielkasino als sehr geschätzte Sicherheitskraft tätig. Doch sein nunmehr geregeltes Leben gerät heftig ins Wanken, als er in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte gelangt, die offenbar schon sehr alt ist. Diese Spielkarte scheint verflucht zu sein und war Teil eines "Supérieur"-Spiels, einer Pokervariante, bei der das Ziehen des Pik-Ass tödliche Folgen haben kann. Alsbald sieht sich Boch von Leuten gejagt, die ihm die Karte wieder abspenstig machen wollen. Zugleich will Boch dem Geheimnis der Karte auf die Spur kommen - und sie um keinen Preis wieder hergeben …
    Markus Heitz hat mit Des Teufels Gebetbuch einen Mystery-Thriller der Extraklasse vorgelegt, der zwischen zwei Zeitachsen pendelt. Neben Tadeus Boch in der Jetztzeit spielt ein Erzählstrang in der Zeit der Entstehung dieser Karten. Er setzt ein im Leipzig des Jahres 1768, und neben dem von einer dubiosen Gestalt geförderten Kartenstecher Bastian spielt hier ein gewisser Student namens Goethe und sein Interesse an der Faust-Legende keine geringe Rolle. Wie Heitz diese beiden Stränge virtuos und sprachlich überraschend sauber zum Schwingen bringt, lässt dieses Werk in weiten Teilen über das Genre hinaus auch durchaus literarisch funkeln. Doch keine Angst, das tut dem Spannungs- und Fantasyscharakter des Buches keinen Abbruch. Denn in ihm trifft (nicht nur) Goethe tatsächlich auf das bekannte Gegenüber seines Faust, das hier mit den Karten ein wahrhaft teuflisch-geniales Spiel zu spielen weiß. Und Tadeus Boch wird wegen ihnen und ihrer innewohnenden Magie durch zahlreiche Länder gehetzt und hat nicht wenige Kämpfe zu überstehen …
    Der gut 40 Seiten umfassende Anhang mit Nachwort, Anmerkungen und Quellennachweisen des Autors zur Entwicklung des Kartenspiels und seiner Einordnung spiegelt anschaulich dessen tiefschürfenden Recherchen und dürfte so manchem noch Neues und vor Allem Interessantes über Spielkarten zu erzählen wissen.
    Insgesamt ein mehr als überzeugender Mystery-Thriller und gewiss einer der besten Romane von Markus Heitz. U.K.
    (Markus Heitz: Des Teufels Gebetbuch. Roman. Knaur Verlag, München 2017. 672 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65419-4)
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    In Wédora werden Liothan und Tomeija inzwischen als Helden geschätzt, doch wiewohl sie gemeinsam ein Haus im Prachtviertel bewohnen, sehen sie sich nur noch selten. Liothan will sein Vergnügen als Halunke und sucht in den Vierteln nach Gleichgesinnten, mit denen sich auf hohem Niveau einträgliche Diebstähle durchziehen lassen. Tomeija hingegen lässt sich zur Hohen Priesterin eines Todesgottes ausbilden. Wenig später wird sie sogar von dem Herrscher Wédoras zur obersten Gesetzeshüterin berufen mit dem Auftrag, ein besseres Sicherheitskonzept für die Millionen-Stadt zu entwerfen und durchzusetzen. U.a. soll sie auch etwas gegen die zunehmenden Diebstähle unternehmen. Doch bevor nun Liothan und Tomeija auf Konfrontationskurs geraten, wird die neutrale Stadt in kriegerische Feindseligkeiten verwickelt, die ihren Untergang besiegeln könnte. Liothan und Tomeija können und müssen nun wieder zusammenarbeiten - denn gemeinsam sind sie mit ihren neu gewonnenen Freunden unschlagbar …
    Die gute Nachricht: Markus Heitz hat mit Wédora - Schatten und Tod tatsächlich noch einen zweiten Wédora-Band vorgelegt. Auch wenn es im Gegensatz zum ersten Wédora-Roman ein wenig dauert und rumpelt, bis sein Hauptthema mit dem drohenden Krieg angegangen und dann auch spannend bis zum etwas abrupten Ende durchdekliniert wird, besticht auch dieser Band durch sein Setting und die Vielzahl unterschiedlicher Charaktere und Wesen. Einmal mehr geht es um Macht, Intrigen, Kämpfe jedweder Art inkl. Zauberei und natürlich auch um die Liebe - und all das dank besagter Charaktere in vielen Varianten. Doch nicht nur die Handlung des Romans ist in sich abgeschlossen, an seinem Ende verabschiedet sich der Autor endgültig von Wédora. Das ist mehr als Schade!
    Man kann nur hoffen, dass er wie Tad Williams von seinen Fans solange gelöchert wird, bis er Wédora erneut aufleben lässt und sich dann vielleicht etwas mehr auf etwas weniger Handlungsträger konzentriert, um bei ihnen dafür noch mehr in die Tiefe zu gehen! Denn in dieser Stadt mit ihren vielfältigen Bewohnern sind noch viele Geschichten zu bergen!! U.K.
    (Markus Heitz: Wédora - Schatten und Tod. SF-Fantasy. Knaur Verlag, München 2017. 651 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65436-1)
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    Nach einem Massaker, dem auch ihre ganze Familie zum Opfer fällt, findet Maleni als kleines Mädchen Aufnahme in dem Orden der Xyi. Dort wird sie in allen Arten des Kämpfens gedrillt und entdeckt nach einem geheimnisvollen Ritual die Assassinin Taryah in sich, die absolut mitleidlos im Auftrag des Ordens Morde ausführt. Damit wird sie in den Acht Reichen, die in einem ständigen Krieg um die Vorherrschaft liegen, zu einem wichtigen Werkzeug. Doch wem sie damit letztendlich dient, wird nicht nur für sie zu einer bitteren Überraschung …
    Ju Honisch hat mit Seelenspalter - Die Geheimnisse der Klingenwelt einen Assassinen-Fantasy-Roman vorgelegt, der nicht zuletzt durch eine für das Genre überraschend literarische, perspektivisch zwischen "Gegenwart" und Rückblick auf Malenis Werdegang wechselnde Sprachregelung überzeugt. Darüber hinaus ist der Plot nicht nur bis zur letzten Seite spannend, sondern weiß auch noch einige neue Akzente bei den nicht-menschlichen Charakteren zu setzen.
    Macht neugierig auf die Folgebände! U.K.
    (Ju Honisch: Seelenspalter - Die Geheimnisse der Klingenwelt. Roman. Knaur Verlag, München 2017. 811 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51844-1)
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    Sachbuch

    Wer mit Kindern das Gespräch über ihre Gefühle sucht, kann inzwischen auf ein reiches Angebot an methodischen Hilfsmitteln zurückgreifen.
    Marion Mebes und Katharina Urbann gehen mit dem GEFÜHLEflip - Biber Bib lernt GEBÄRDEN noch einen Schritt weiter und wenden sich mit ihren Karten an hörende wie taube Menschen. Die Karten sind nicht lose, sondern nebeneinander in zwei Blöcken dank einer Ringbindung an einem praktischen Aufsteller umschlagbar.
    Die von Antje Bohnstedt gezeichnete Figur "Biber Bib" zeigt ausdrucksstark Gefühle und parallel dazu werden im zweiten Kartenblock von dem Biber Gebärdenzeichen und umseitig ihre Wortbedeutungen angezeigt. Die Kartenblöcke sind einzeln, jeder für sich nutzbar, oder auch beide zugleich, so dass sie einen breiteren Rahmen für ein Gespräch bilden können.
    Somit erlauben die Karten einen spielerischen Einstieg in die Gebärdensprache, um mit ihr wesentliche Begriffe aus der Gefühlswelt ausdrücken zu können.
    Für Einzel- oder Gruppenarbeiten gibt es im Anhang zudem Seiten mit wandlungsfähigen Kopiervorlagen.
    Darüber hinaus ist der GEFÜHLEflip vielseitig einsetzbar - sei es zu Hause oder in der Schule, aber auch im Rahmen von Mediationen oder Therapien. U.K.
    (Marion Mebes, Katharina Urbann: GEFÜHLEflip - Biber Bib lernt GEBÄRDEN. Illustrationen: Antje Bohnstedt. mebes & noack Verlag, Köln 2017. 2x 80 Seiten. 38,50 Euro. ISBN: 978-3-939635-10-9)
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