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Büchernachlese | Kurzhinweise 2019


Neben den denen des aktuellen Erscheinungsjahrs können auch noch siehe Links oben insgesamt 591 Kurzhinweise zu den Jahren 2003 bis 2023 (und davon jene zum hier angezeigten Jahr) abgerufen werden:

Sortiert nach Genre und dem Alphabet der Autorennamen führen die verlinkten Genrebezeichnungen zum jeweils ersten Kurzhinweis. Die Signatur U.K. steht jeweils für Ulrich Karger.
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  • Belletristik: Kate Atkinson, Hilaire Belloc, Katarzyna Bonda
  • Krimis / Thriller: Anders de la Motte, Vitu Falconi alias Thomas Thiemeyer, Andreas Föhr, Thorsten Kirves, Sven Koch, Nina Laurin, Adrian McKinty, Bernard Minier, Jean-François Parot, Ursula Poznanski, Preston & Child (2x), Iain Reid, Vanessa Savage
  • SF / Fantasy / Horror / Mystery: Mike Brooks, Kevin Hearne, Markus Heitz, Christopher Husberg, Julia Lange, Ken Liu, Lisa Maxwell, Dan Simmons, Scott Thomas, Daniel H. Wilson
  • Kinder- & Jugendliteratur: Manfred Schlüter


  • Belletristik

    1940 wird die 18-jährige Julia Armstrong eher unfreiwillig zur Spionin. Ihr Auftrag ist es, Gesprächsprotokolle von einer regelmäßig sich treffenden Nazi-Sympathisanten-Gruppe zu erstellen, in die ein Agent des MI5 eingeschleust worden war. Was die Hitler-affinen Briten und nicht zuletzt Britinnen in dieser Gruppe von sich geben, ist zwar von einer furchteinflößenden Verbohrtheit, aber vor allem langweilig. Anfang der 1950er - Julia ist inzwischen Redakteurin beim BBC-Schulfunk - hatte sie gehofft, dieses Spionage-Intermezzo wäre mit Kriegsende endgültig für sie abgeschlossen. Doch das stellt sich als Irrtum heraus …
    Kate Atkinson (siehe auch Besprechung zu Liebesdienste von 2007) hat mit Deckname Flamingo einen äußerst unterhaltsamen Roman vorgelegt, der zugleich durchaus ernstzunehmende Aspekte und Folgen des (britischen) Spionagewesens vor Augen führt, ohne deshalb im klassischen Sinn ein Spionageroman zu sein. Bestechend an ihm aber ist vor allem, dass sein Kern bzw. der Plot mit meist in absurder Situationskomik eingebetteten Zitaten unterfüttert ist, die von der Autorin auch noch als nachweisliche Fakten im Anhang belegt werden können.
    Insofern also gar keine satirische Zuspitzung vonnöten, bekommt das Schicksal Julias, das durchgehend aus ihrer Perspektive mit sehr trockenem Humor geschildert wird, geradezu kafkaeske Züge, d.h. das Unheimliche, das Mächtigen zu allen Zeiten mit dem Instrument der Bürokratie zu entspringen vermag, erfährt sie am eigenen Leib als schlicht grotesk. Für die Leserschaft komisch, für die Heldin aber durchaus bedrohlich. Und diese Ambivalenz entfaltet die Autorin in sehr kleinen Dosen, bis sie sich am Ende zur Gänze offenbart.
    Schriftstellerinnenhandwerk vom Feinsten! U.K.
    (Kate Atkinson: Deckname Flamingo. Roman. Aus dem Englischen von Anette Grube. Droemer Verlag, München 2019. 331 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-28130-7)
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    Hilaire Belloc (1870-1953) war eine wegen seiner paradoxen Haltungen umstrittene Persönlichkeit: streng gläubiger Katholik und polemischer Liberaler, loyaler Monarchist und stolzer Europäer, Sozialkritiker und ein Reaktionär, der mit seiner antisemitischen Haltung Anstoß erregte - dabei war er zugleich gegen Hitler und gegen den britischen Kolonialismus. Und er verachtete die High Society, die er immer wieder persiflierte.
    Mit Klein-Kinder-Bewahr-Anstalt wurden von ihm "Fünfzehn erbauliche Geschichten zur Warnung vor den schlimmen Folgen jugendlichen Überschwangs" vorgelegt. Ausgewählt und nachgedichtet aus dem Englischen von Hans Magnus Enzensberger. Angekündigt für 2018 und so auch im Impressum vermerkt, sind sie im April 2019 bei L.S.D. erschienen, dem Imprint des Steidl Verlags mit dem im Februar 2019 verstorbenen Karl Lagerfeld als Programmchef. (Unter gleichem Titel und Untertitel sind sie allerdings auch schon 1998 im Sanssouci Verlag herausgegeben worden.)
    Bellocs makabre Verse gemahnen an solche Geschichten wie Max und Moritz von Wilhelm Busch oder Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann und richten sich an wohlsituierte Kinder, die Belloc offenbar nur allzu gern für ihre Laster und Dummheiten aufs Fürchterlichste bestrafen ließ - zum Beispiel Jim, "der, weil er seinem Kindermädchen davonlief, von einem Löwen gefressen wurde" oder Matilda, "die verbrannte, weil sie immer log".
    Im Original entstammen sie Bellocs Cautionary Tales for Children von 1907 und den New Cautionary Tales von 1930. Vorgelesen zum Angst und Bange machen in zahllosen Kinderzimmern - wurden sie in England zum Klassiker.
    Dieses Büchlein in bewährter Steidl-Hardcover-Ausstattung ist gewiss ein lohnendes Mitbringsel für Bibliophile und Anhänger des britisch schwarzen Humors. U.K.
    (Hilaire Belloc: Klein-Kinder-Bewahr-Anstalt. Fünfzehn erbauliche Geschichten zur Warnung vor den schlimmen Folgen jugendlichen Überschwangs. Ausgewählt und nachgedichtet aus dem Englischen von Hans Magnus Enzensberger. L.S.D. im Steidl Verlag, Göttingen 2019. 64 Seiten. 15,00 Euro. ISBN: 978-3-95829-433-2)
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    Die Profilerin Sasza Zaluska ist zu einer Kleinstadt an der polnisch-weißrussischen Grenze gefahren, um dem geflohenen Vater ihres Kindes nachzuspüren, der für sie zu einer Bedrohung geworden ist. Doch bei ihren Nachforschungen in dem kleinen Hajnówka stößt sie in ein Wespennest aus vielen miteinander zusammenhängenden Verbrechen, die ihren Anfang gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen. Einen erstem losen Faden bildet das Verschwinden der 25-jährigen Iwona Bejnar, die aus armen Verhältnissen stammend, den wesentlich älteren Piotr Bondaruk heiratet, der zudem als Sägewerksbesitzer zu den reichsten Geschäftsleuten der Stadt gehört. Iwona verschwindet kurz nach der Hochzeitszeremonie und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Und vor ihr sind bereits andere Partnerinnen von Piotr Bondaruk verschwunden …
    Katarzyna Bonda hat mit Der Rat der Gerechten den zweiten Roman um die Profilerin Sasza Zaluska vorgelegt. Doch die Lektüre des ersten Romans Das Mädchen aus dem Norden ist nicht zwingend notwendig zum Verständnis des zweiten.
    Eine größere Hürde bildet in dem mit 700 Seiten und auf mehreren Zeitebenen episch breit angelegten Roman die Vielzahl der Namen, die zum Teil auch noch ohne Erläuterung durch deren Kurzformen ersetzt werden. Das siebenseitige Personenverzeichnis zu Anfang ist da zwar eine Hilfe, es für einen Roman nachschlagen zu müssen, bedarf da aber schon einer entsprechend großen Motivation. Und die ist spätestens nach 30, 40 Seiten gewährleistet, denn jedes Kapitel ist dicht wie eine Kurzgeschichte und treibt den Roman wie einen Kreisel immer weiter voran. Neben den Verbrechen, zum Teil wahrlich ungeheuerlichen, finden sich Einschübe voller Charme und Witz, die nicht zuletzt eine Eigenschaft der Menschen in der Grenzregion kennzeichnet, nämlich ihre Schweigsamkeit, wenn es um Geheimnisse geht. Historisch wird dies aufgeschlüsselt durch eine ehemalige Bauernschaft, die im Krieg zwischen den Soldaten und Partisanen unterschiedlicher Couleur aufgerieben, während des Kalten Krieges von den Parteikadern und ihren Sicherheitsorganen erpresst und nach der Wende vom Kapitalismus in die Zange genommen wurde - wobei hier die handelnden Personen nur jeweils unter anderen Vorzeichen meist die gleichen sind.
    Spannend wie ein Thriller würde eine Verengung auf dieses Genre diesem Roman nicht gerecht, denn er ist zugleich ein Zeitbild, das sehr anschaulich und plausibel die Variationen von Wirkungsmächten aufzeigt: zu denen gehören brutale, sich bei Bedarf verbündende Egoisten gleichermaßen wie willfährige Opportunisten, die einfach nur überleben wollen.
    Wer sich für die Geschichte Polens, insbesondere die in besagter Grenzregion interessiert, und zugleich in einer guten Übersetzung gleich mehrere spannende Geschichten in einem Roman zu schätzen weiß, kommt hier voll auf seine Kosten! U.K.
    (Katarzyna Bonda: Der Rat der Gerechten. Roman. Aus dem Polnischen von Saskia Herklotz und Andreas Volk. Heyne Verlag, München 2019. 704 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-453-27075-6)
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    Krimis / Thriller

    Anna Vesper will internen Ermittlern aus dem Weg gehen, da deren womöglich unangenehme Fragen zum Tod ihres Exmannes auch das sowieso schon fragile Verhältnis zu ihrer Tochter Agnes belasten könnten. Deshalb schien es ihr eine gute Idee, sich von der Mordkommission Stockholm nach Nedanås versetzen lassen. In dem kleinen Ort kennt jeder jeden, und dem Polizeidienststellenleiter fällt es schwer, nun altersbedingt den Posten an Anna zu übergeben. Noch während der Amtsübergabe kommt es zu einem makabren Todesfall, der von den meisten im Ort mit dem Tod eines Jugendlichen vor 27 Jahren in Verbindung gebracht wird, dessen Ursache nach Meinung der Mutter von dem Vorgänger Annas wegen seiner Befangenheit nicht ausreichend untersucht wurde. Und bei dem aktuellen Fall scheint er Anna immer wieder Steine in den Weg legen zu wollen, was am Ende für sie immer bedrohlichere Züge annimmt …
    Anders de la Motte legt mit Spätsommermord einen lesenswerten Kriminalroman vor.
    Insbesondere die Verwicklungen eines kleinen Ortes mit unausgesprochenen oder/und verdrängten Ereignissen aus der Vergangenheit werden hier geradezu prototypisch durchdekliniert und sorgen für eine spannungsgeladene Atmosphäre.
    Anna Vesper als ermittelnde Beamtin lässt der Autor dabei sehr treffend zwischen die Fronten geraten. Nicht immer überzeugend ist allerdings ihre überaus vorsichtige, geradezu unkritische Haltung gegenüber ihrer Tochter Agnes, die erst ganz zum Schluss ihre Weltsicht als egozentrisches Ekelpaket zu überdenken vermag.
    Doch das fällt nicht allzu sehr ins Gewicht, denn davon abgesehen bietet dieser Skandinavien-Krimi durchgehend gute Unterhaltung. U.K.
    (Anders de la Motte: Spätsommermord. Kriminalroman. Aus dem Schwedischen von Marie-Sophie Kasten. Droemer Verlag, München 2019. 523 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30625-3)
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    Im Mittelmeer vor der Küste Korsikas wurden bereits in den 1980ern Goldmünzen gefunden, die auf ein gesunkenes Schiffswrack aus der römischen Kaiserzeit verweisen. Bereits die bisherigen Funde sind nicht nur von hohem materiellem Wert, sondern auch von großer historischer Bedeutung. Und nun scheinen auch die Reste des besagten Schiffswracks entdeckt worden zu sein - klar, dass eine bestimmte "ehrenwerte" korsische Familie vor der Regierung auf dem französischen Festland Zugriff auf den "Schatz von Lava" haben will. Doch der Fundort ist nur schwer zugänglich und mit Tauchgeräten nicht zu erreichen. Hier kommt Laurine ins Spiel, die als beste Apnoe-Taucherin einerseits lang genug die Luft anhalten könnte und zudem so schmal gebaut ist, dass sie durch die engen Spalten zum Fundort tauchen und Sprengladungen zur Erweiterung des Zugangs anzubringen vermag. Eric Marchand, der Laurine schon seit langem seine Liebe zu ihr gestehen will, macht sich große Sorgen um sie. Völlig zurecht, denn es drohen weit größere Gefahren als eine "ehrenwerte" korsische Familie …
    Vitu Falconi alias Thomas Thiemeyer hat nach Das korsische Begräbnis nun mit Korsische Gezeiten den zweiten Band seiner "Urlaubs-Krimireihe" um Korsika als Schauplatz vorgelegt.
    Was die hier getroffenen Aussagen zur Meeresarchäologie und den Münzen aus römischer Zeit angeht, klingt das Alles sehr fundiert und auch die Landschaftsbeschreibungen oberhalb und unterhalb des Meeresspiegels sind erneut überzeugend. Aber beides hilft nicht darüber hinweg, dass dieser Band leider erheblich vom ersten abfällt und alles andere als rund ist.
    So wird der Charme der Korsen mehr zitiert, als dass ihm neues Leben eingehaucht wird. Der Plot reduziert sich auf den Wettstreit um das Finden des Schiffwracks, der lediglich von stets im falschen Moment unterbrochener Gespräche zwischen Laurine und Eric "unterfüttert" wird - Laurines Ex-Mann hat Eric dessen Ex-Freundin auf den Hals gehetzt. Manches nur andeutend, aber nicht zu Ende führend, dafür anderes bis zum Überdruss wiederholend, ist das Finale schlicht unglaubwürdig, weil sich selbst widersprechend. Da hilft auch das Liebesbekenntnis zum Schluss nicht drüber hinweg!
    Im Gegensatz zum ersten Band kann dieser Roman also nur im Urlaub gelesen werden, egal wo, solange nur eine heiße Sonne ein Nachdenken über das Gelesene vermeiden hilft.
    Da der Autor bewiesen hat, dass er es besser kann, will ich dieser Reihe noch eine Chance geben … U.K.
    (Vitu Falconi: Korsische Gezeiten. Ein Korsika-Krimi. Knaur Verlag, München 2019. 297 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52172-4)
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    Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner, mit den Miesbacher Milieus auf bestem Fuß, kann sich kaum einkriegen, als er erfährt, dass Johann Lintinger durch eine Schrottschere seiner rechten Hand verlustig ging. Jene Hand, die beim Schafkopf mit einem Solo-Sie ein legendäres Blatt hielt, musste unbedingt ein würdiges Begräbnis finden. Die alte Kapelle hinter dem Garten der Mangfall-Mühle scheint dafür ideal, doch beim Ausheben des Grabes stoßen Leo und seine Spezis auf die sorgsam eingewickelte, männliche Leiche eines bereits seit einem Jahr vermissten Vermögensberaters. Einmal mehr muss "Leichen-Leo" nun Kommissar Clemens Wallner von der Kripo Miesbach Bescheid geben, der sich mit seinem Team gleich auf Spurensuche begibt …
    Erneut bedurfte es einer zweijährigen Pause, bevor Andreas Föhr mit Tote Hand den nunmehr 8. Krimiband um Kommissar Wallner und seinen Kollegen Kreuthner vorlegt. Doch leider hat sich das Warten und Freuen darauf nur gerade noch so gelohnt.
    Der Mordfall verweist im Rückblick auf gewalttätigen und sexuellen Missbrauch von Frauen und engt für den Leser schon sehr bald den Täterkreis sehr ein.
    Nett zwischendurch die Szenen im frotzelnden Kripoteam wie auch die mit Wallners Großvater Manfred, der sich diesmal zusammen mit seiner Enkelin als indianischer Schamane versucht. Auch Leonhardt Kreuthner, der ausnahmsweise am Ende sogar ausdrücklich von Clemens Wallner belobigt wird, sorgt wie immer für Vergnügen - aber so richtig rund, wie z.B. im Vorgängerband, ist das Ganze nicht. Manches zieht sich, anderes kommt zu kurz, und einiges ist schlicht unplausibel, wie u.a. der Umgang mit einem Kollegen von Wallner, der nach einem Steckschuss in seinen Oberschenkel noch am gleichen Tag an der Vernehmung des Schützen beteiligt und nicht länger im Krankenhaus behandelt wird.
    Da möchte man dem Autor zurufen: Notfalls lieber noch ein Jahr länger mit der Veröffentlichung warten und dafür wieder zur alten Form auflaufen. Alles Andere wäre sehr, sehr schade! U.K.
    (Andreas Föhr: Tote Hand. Kriminalroman. Knaur Verlag, München 2019. 380 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65447-7)
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    Der vielseits bekannte Unternehmens- und Politikberater Lars Lutteroth wird tot aufgefunden. Eine gelöschte Datei auf dem Rechner des Opfers legt die Spur zu einem millionenschweren Pharma-Skandal. Und seltsamerweise schien Lars Lutteroth zuletzt auf dem Weg zum Biohof seines Bruders gewesen zu sein, wiewohl sie schon seit Jahrzehnten wegen ihrer unterschiedlichen Lebensweise keinen Kontakt mehr miteinander hatten. Für Kriminaloberkommissar Tom Simon und seine Kollegin Mira alles andere als ein leichter Fall, verlangt doch die Hamburger Staatsanwältin angesichts der davon betroffenen "Kreise" ein Höchstmaß an Fingerspitzengefühl - etwas, dass dem in seiner Freizeit boxenden Tom Simon eher nicht so liegt. Ganz abgesehen davon, dass er sowieso schon unter dauernder Beobachtung seines wegen Polizistenmordes gesuchten Zwillingsbruders steht …
    Der Filmemacher Thorsten Kirves hat mit Der Aussteiger ein mehr als passables Kriminalroman-Debüt vorgelegt.
    Die Sprache eingängig ohne je ins allzu Plakative abzudriften, bietet sein Plot einige Überraschungen. Nahezu alle Figuren werden auserzählt und lassen so erst zum Schluss ihre Einordnung für die Auflösung des Falls zu. Manchem Liebhaber üblicher Krimikost mag das etwas zu viel sein, aber dank der Entfaltungskraft des Autoren werden damit u.a. die Folgen für die Angehörigen eines Mordopfers überzeugend näher gebracht.
    Auch aus der sich schon bald aufdrängenden Parallele zwischen den Brüderpaaren weiß Kirves geschickt Honig für den Handlungsablauf zu saugen.
    Insgesamt ein gelungener Einstand mit einem Ermittlerteam, von dem man gern noch weitere Bände lesen würde. U.K.
    (Thorsten Kirves: Der Aussteiger. Kriminalroman. Droemer Verlag, München 2019. 445 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30688-8)
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    Kaum kehrt Kommissar Tjark Wolf von der LKA-Sonderabteilung SKO aus seinem Dänemarkurlaub zurück, wird er wegen dringenden Mordverdachts verhaftet - und das Mordopfer soll noch dazu seine dänische Kollegin Anne Madsen sein, mit der er vor seiner Abreise eine leidenschaftliche Nacht in seinem Ferienhaus verbracht hatte. Das Ferienhaus ist voller Blut und Anne ist verschwunden. Tjark ahnt, wer dahintersteckt. Er hatte Anne bei den Ermittlungen im Fall des "Runen-Killers" unterstützt, der bereits zwei prominente Frauen ermordete und ihnen Zitate aus der Edda in die Haut geritzt hat. Und Anne ist wegen dieses Falls ebenfalls wiederholt in den Medien präsent gewesen. Da Tjark sie aufs Äußerste bedroht sieht und deutsche wie dänische Kollegen seinen Vermutung nicht teilen, entzieht er sich der Verhaftung und kehrt nach Dänemark zurück, um nun selber den Runen-Killer zu stellen und, wenn noch möglich, Anne zu retten …
    Sven Koch hat nach Dünengrab, Dünentod, Dünenkiller, Dünenfeuer und Dünenfluch mit Dünenblut den sechsten Band um (s)ein ostfriesisches Ermittlerquartett vorgelegt - und das scheint zugleich nun wirklich der letzte Band dieser Reihe zu sein.
    Denn diesmal agieren die "Fantastic Four" nicht gemeinsam, sondern Tjark Wolf macht seinem Namen alle Ehre und ermittelt als einsamer Wolf gegen alle Regeln weiter, so dass auch seine drei KollegInnen Femke Folkmer, Ceylan Özer und Fred Berger ihm kaum noch zu helfen wissen.
    Dünenblut hat zwar wieder einen fesselnden Plot, der sich in dem Nebeneinander der Erzählperspektiven der ermittelnden Beamten, Opfer und des Mörders nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht wie gewohnt gut entfaltet. Denn diesmal übertreibt es der Autor mit sich wiederholenden und in die Länge ziehenden Sequenzen, wie z.B. bei seinen Landschaftsbeschreibungen, und lässt es dafür wegen der Verortung des Thrillers in Dänemark an ostfriesischem Lokalkolorit samt dem Hickhack unter den "Fantastic Four" und, noch schlimmer, an durchgehender Glaubwürdigkeit seines zum James-Bond-Verschnitt aufgestiegenen Helden Tjark fehlen. Lediglich die Szene, in der Tjark Smartphone und Auto einer Kioskbetreiberin abschwatzt, erinnert an alte Qualitäten. Aber mit den Bänden davor hat dieser Thriller ansonsten halt nur noch in Spurenelementen zu tun.
    Nicht zuletzt auch dank des erneut voltenreichen Finales aber immerhin noch bedingt empfehlenswert. U.K.
    (Sven Koch: Dünenblut. Kriminalroman. Knaur TB-Verlag, München 2019. 348 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52348-3)
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    Die Zwillinge Andrea und Eli sind zwölf Jahre alt, als sie zu Vollwaisen werden. Ihre Eltern sind im eigenen Haus umgekommen, während es bis auf die Grundmauern abbrannte. Verurteilt dafür wurde der allseits beliebte Eli. Doch jetzt ist seine 12-jährige Haftzeit um und er ist wieder frei. Seither ereignen sich in Andreas Umgebung unerklärliche Zwischenfälle. Zuletzt hatte Andrea einen Unfall, der sie fast das Leben gekostet hätte. Sie meinte, einem Mann ausweichen zu müssen, der plötzlich mitten auf der Straße stand. Doch die Polizei findet von ihm keine Spur …
    Nach Escape - Wenn die Angst dich einholt legt Nina Laurin mit Böser als du denkst ihren zweiten Psychothriller vor.
    Doch wie schon beim ersten, ist das eher der Versuch einer Psychostudie als ein gelungener Thriller - Versuch deshalb, weil der Roman diesmal leider noch nicht einmal als Studie wirklich zu überzeugen vermag. Die erneut recht eingeschränkten Charaktere zu durchsichtig gezeichnet, lässt sich das mit etwas Thrill gewürzte Finale schon bald vorhersehen. Sorry, aber eine Weiterentwicklung sieht anders aus ... U.K.
    Nina Laurin: Böser als du denkst. Psychothriller. Aus dem kanadischen Englisch von Alice Jakubeit. Knaur Verlag, München 2019. 377 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-65411-8
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    Kurz nachdem die 13-jährige Kylie entführt wird, erhält ihre sie allein erziehende Mutter Rachel einen Anruf. Die Frau am Hörer gibt sich als Kylies Kidnapperin zu erkennen - und ist ebenfalls Mutter eines entführten Kindes. Sie erläutert, dass nun auch Rachels Familie Teil der "Kette" ist, und wenn sie ihr Kind lebend wiedersehen will, muss sie nicht nur binnen weniger Stunden das Lösegeld auftreiben, sondern ihrerseits ebenfalls ein Kind entführen und dessen Eltern dazu bringen, dasselbe zu tun …
    Adrian McKinty legt mit The Chain einen Thriller vor, dessen Plot keinen, der Elternteil eines Kindes ist, unberührt lassen wird. Insbesondere die ersten zwei Drittel, in denen das System der "Kette" am Beispiel von Rachel und Kylie durchdekliniert wird, lassen einen wegen der scheinbar unüberwindbaren Perfidie und psychopathischen Brutalität des sich allseits absichernden Ketten-Netzwerks durch die Seiten fliegen.
    Auch das letzte Drittel, in dem es Rachel darum geht, endgültig aus den Fängen der Kette zu entkommen, ist spannungsgeladen - aber der immer stärker aufgebauten Fallhöhe stehen einander immer deutlicher nur noch klischeebeladene Protagonisten und wenig überzeugende Lösungsbausteine gegenüber.
    Somit als Einmallektüre für nebenbei akzeptabel, aber halt noch lange kein "Weltklasse-Thriller", wie der Klappentext zu suggerieren sucht. U.K.
    (Adrian McKinty: The Chain. Thriller. Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer. Knaur Verlag, München 2019. 351 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52485-5)
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    Auf einer norwegischen Ölplattform muss Kommissar Martin Servaz die Hintergründe eines Mordopfers untersuchen. Dabei trifft er auf einen Verdächtigen, der alsbald wieder auf rätselhafte Weise verschwindet. In dessen Kabine entdeckt er zahlreiche Fotos von sich, die auf eine langjährige Überwachung seiner Person schließen lassen. Fotos, die nur einer dort hinterlegt haben kann: Julian Hirtmann, jener hochintelligente Serienmörder, den Servaz seit Jahren aufzuspüren sucht, nicht zuletzt weil mit ihm auch seine große Liebe Marianne verschwunden ist. Offenbar hat der Serienkiller beschlossen, ein neues Spiel mit Servaz zu spielen. Erst setzt er den Kommissar auf die Spur eines Jungen, der sein Sohn sein könnte - nur um ihn dann vor eine unmögliche Wahl zu stellen …
    Bernard Minier legt mit Nacht den vierten Thriller um Martin Servaz vor - der jedoch im Gegensatz zu den ersten beiden Vorgängerbänden sogar noch stärker als der dritte abfällt.
    "Spannung" wird durch äußerst brutale Verbrechen erzeugt, denen ein eher spontan, denn logisch vorgehender Martin Servaz hinterherhinkt. Einige "Wendungen", die nicht zuletzt Hirtmann vollzieht, sind zwar "überraschend", aber gleichen dem berühmten "deus ex machina" ohne wirklich inneren Bezug und Plausibilität. Und dazwischen sehr lange Längen samt nicht wenigen Redundanzen, die vermutlich über das Genre hinausgehende literarische Ambitionen anzeigen sollen: die überbordenden Landschaftsbeschreibungen und banalen Philosophieversatzstücke heben jedoch den Thriller in keiner Weise an.
    Wiewohl 100 Seiten kürzer als der dritte Band, offenbar ein sehr aufgeblähtes Scharnier, das mittlerweile auch wenig Hoffnung lässt, dass der fünfte, die Serie vermutlich abschließende Band ein fulminantes Ende finden könnte - denn das setzte einen Fehler des stets Fehler vermeidenden Hirtmann oder die Gabe zu weit mehr Konsequenz und Logik von Servaz voraus … U.K.
    (Bernard Minier: Nacht. Thriller. Aus dem Französischen von Alexandra Baisch. Droemer Verlag, München 2019. 539 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-28205-2)
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    Commissaire Nicolas Le Floch wird im Januar 1774 selbst des Mordes an seiner Geliebten Julie de Lastérieux verdächtigt, nachdem er kurz vor ihrer Ermordung wegen Julies Koketterien mit einem jungen Geck eifersüchtig ihre Abendgesellschaft verlassen hatte. Zum Glück weiß er gute Freunde an seiner Seite und nicht zuletzt auch König Ludwig XV., der Flochs vorgesetztem Polizeipräfekten darin zustimmt, dass dieser Mord Teil einer langgeplanten Intrige gegen den gealterten und gesundheitlich sehr angeschlagenen König selbst ist. So kann, nein muss Floch sich auch selbst in diversen Verkleidungen um die Ermittlungen kümmern - und als Köder für die Intriganten um sein Leben fürchten …
    Im Original bereits 2000 erschienen, liegt nun mit Commissaire le Floch und das Gift der Liebe der vierte Band der mehrteiligen Nicholas-Le-Floch-Reihe von Jean-François Parot in deutscher Sprache vor.
    Seit nunmehr 14 Jahren im Amt und vielen erfolgreichen Aufklärungen hat Commissaire Nicolas Le Floch inzwischen ein sehr gutes Renomee, sieht sich dafür aber auch mit immer höheren Erwartungen konfrontiert, denen er nur dank seines gewachsenen "Netzwerks" aus verlässlichen (und auch einflussreichen!) Begleitern entsprechen kann. Wie die Fälle davor birgt auch dieser dank seines im besten Sinne mehrbödigen Plots nicht wenige Überraschungen. Und einmal mehr lässt Parot die Leser mit allen Sinnen das Paris jener Zeit nachvollziehen - sei es in den Straßen, Gasthäusern (samt Kochrezepten), Bordellen, Theatern, Klöstern und nicht zuletzt die Intrigenspiele im und am königlichen Hof.
    Wie gehabt mit einem umfangreichen Anhang ausgestattet, bieten die Abenteuer des Commissaire Nicolas Le Floch einmal mehr ein echtes Lesevergnügen. U.K.
    (Jean-François Parot: Commissaire Le Floch und das Gift der Liebe. Ein historischer Paris-Krimi. Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn. Blessing Verlag, München 2019. 541 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-89667-643-6)
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    Unter dem Namen "Carolin" ist sie seit einem Jahr Angestellte einer Blumenhandlung auf dem Wiener Zentralfriedhof. Davor verhalf sie als Spitzel der Polizei zu einem Teilerfolg bei der Verfolgung einer der brutalsten Banden des organisierten Verbrechens - und bezahlte dafür mit ihrem Leben. Jedenfalls nach Meinung ihres Killers. Doch sie hat überlebt und will sich nur noch bedeckt halten, damit der Anführer der Bande nicht wieder auf ihre Spur kommt. Bislang konnte ihr Robert als ihre Kontaktperson bei der Polizei stets beruhigende Blumengrüße zukommen lassen - doch jetzt fordert Robert sie auf, in München ein weiteres Mal als Spitzel tätig zu werden. Ansonsten könnte er sie nicht mehr länger unterstützen …
    Ursula Poznanski eröffnet mit Vanitas - Schwarz wie Erde eine neue Thriller-Reihe. Meine Erstbegegnung mit einem Werk dieser Autorin, die auf dem Cover als "Spiegel-Bestseller-Autorin" angepriesen wird.
    Das Originellste an dem Buch ist sein Titel und die Idee, dass sich Polizei und Spitzel mit verschlüsselten Nachrichten anhand einer entsprechenden Anordnung und Auswahl von Blumen austauschen. Die Auflösung des Falls in München ist allzu bald absehbar, seine Handlungsträger spitzen mit ihren z.T. durchaus pointierten Dialogen diesen Strang immerhin zu einer Schicki-Micki-Satire aus dem Bauunternehmermilieu zu. Und dass jemand den Anschlag eines so brutalen wie gut vernetzten Bandenanführers gegen sich überleben und das auch noch vor ihm verbergen könnte, hätte einiges Potential gehabt - das jedoch von der Autorin in keiner Weise überzeugend oder auch nur in sich plausibel entfaltet wurde.
    So wird Carolin als "Spitzel" eingeführt, doch bis zum Ende des Buches nicht erläutert, wie sie zu dieser Bezeichnung gekommen ist und in welcher Verbindung oder gar Beziehung sie davor zu den Subjekten ihrer Spitzeleien stand. Genauso wenig wird dargestellt, wodurch sie die Bande überführen helfen konnte, wie sie anschließend getötet werden sollte und das dann überlebt hat. Kaum glaubhaft auch, dass einmal im Zeugenschutzprogramm, Carolin nicht wüsste, wie sie sich gegen die Erpressung Roberts hätte wehren können - oder war sie gar nicht im Zeugenschutzprogramm? Wieso und auf welcher Grundlage wurde sie dann so lange von Robert "unterstützt". Und wenn eine dann in München als vor Angst geradezu paranoide Überlebende zwar ein Scharfschützengewehr in kürzester Zeit zusammen- und wieder auseinanderbauen kann, aber erst nach einem Gala-Besuch erkennt, dass so ein Besuch angesichts der zahlreich anwesenden Presse-Fotografen vielleicht doch nicht so eine gute Idee war, dann will ich gar nicht mehr wissen, wie die Autorin das Überleben ihrer Protagonistin weiterhin zu sichern gedenkt. Denn neben den zahlreichen logischen Brüchen, verliert der Roman auch immer wieder an Tempo durch enervierende Redundanzen, die das Unplausible umso mehr sichtbar machen.
    Sehr wahrscheinlich also das falsche Buch für eine Erstbegegnung mit dieser Autorin. U.K.
    (Ursula Poznanski: Vanitas - Schwarz wie Erde. Thriller. Knaur Verlag, München 2019. 377 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22686-5)
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    Gideon Crew und Manuel Garza erhalten von Eli Glinn, der sein Firma Effective Engineering Solutions (EES) aufgelöst hat, kommentarlos die Kündigung und sollen lediglich noch ihre Arbeitsplätze räumen. Bei der Gelegenheit stellen sie fest, dass gerade ein seit Jahren währender Rechenprozess seinen Abschluss gefunden und damit die Zeichen auf dem mysteriösen Phaistos-Diskus entschlüsselt hat. Das ist die Gelegenheit, Eli Glinn die lange Nase zu zeigen und sich nun anstatt in seinem Auftrag mal selbst schadlos zu halten. Denn die Daten verweisen womöglich auf einen riesigen Schatz. So treten sie eine Reise in das Grenzgebiet zwischen Ägypten und dem Sudan an, bei der sie ihre gesamte Ausrüstung und fast alles Bargeld verlieren. Und schließlich unter Mühen am Zielort angelangt, scheint alles umsonst gewesen zu sein, denn kein Führer will sie auf Kamelen in die "Verbotene Zone" begleiten. Erst eine junge Geoarchäologin bietet ihnen die Möglichkeit, sie dorthin zu begleiten - aber ist sie vertrauenswürdig?
    Preston & Child schließen mit Pharao Key - Tödliche Wüste als fünften Roman die Wissenschaftsthriller-Reihe um Gideon Crew ab - und finden damit ein auch für die Leser wieder lohnendes Ende.
    Denn nach dem zweiten Roman "Countdown - Jede Sekunde zählt" schwächelten die folgenden Bände wegen ihrer hanebüchenen Inkonsistenzen schon arg. Pharao Key hingegen ist zwar relativ einfach als reines Schatzsuche-Abenteuer gestrickt, aber sorgt bis zur letzten Seite für sehr viel Spannung und für eine überraschende Volte nach der anderen.
    Über allem schwebt natürlich der angekündigte Tod von Gideon Crew, dem wegen einer inoperablen Hirnerkrankung nur noch zwei Monate bleiben. Und einmal mehr geraten Gideon und Manuel Garza immer wieder in eigentlich völlig ausweglose Situationen, die sie diesmal aber dann zwar "überraschend" aber mit einiger nachvollziehbarer Plausibilität auch immer wieder meistern. Und das Finale schlägt dann wieder einen fulminanten Haken, der einen dann doch bedauern lässt, dass es keinen weiteren Roman mit Gideon Crew mehr geben wird. U.K.
    (Douglas Preston & Lincoln Child: Pharao Key - Tödliche Wüste. Thriller. Aus dem Englischen von Michael Benthack. Knaur Verlag, München 2019. 371 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51499-3)
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    Ein Serienkiller legt die noch blutenden Herzen ermordeter Frauen auf Grabstätten ab und ergänzt die Herzen auch noch um kleine Briefe mit abgewandelten Zitaten aus der Weltliteratur. Zwischen den Opfern des Killers ist keinerlei Verbindung zu erkennen, doch in Gräbern ruhen die Überreste von Frauen, deren Todesursache jedes Mal als Suizid bescheinigt wurde. Ein Fall, der es auch für Special Agent Pendergast in sich hat, noch dazu weil er sich im FBI mit einem akribisch auf Regeln und Gesetze pochenden neuen Vorgesetzten herumschlagen muss, der ihn als notorischen Einzelgänger zur Zusammenarbeit mit einem FBI-Neuling namens Agent Coldmoon verpflichtet.
    Das Autorenduo Preston & Child legt mit Grave - Verse der Toten den 18. Thriller um Special Agent Pendergast vor - und setzt damit leider keinen neuen Glanzpunkt in dieser früher durchaus trotz oder gerade wegen der Skurrilität ihres Helden überzeugenden Thrillerreihe.
    Die seitenfüllenden Auseinandersetzungen mit dem neuen FBI-Chef gemahnen an vorhersehbare Possen in alten Edgar-Wallace-Verfilmungen. Das Einführen der neuen Figur Agent Coldmoon mit indigener Abstammung und einer Vorliebe für totgekochten Kaffee ist da schon weit interessanter, aber nur als nette Nebenfigur und noch längst nicht als belebend kongenialer Sidekick Pendergasts. Der Fall an sich bietet wenig Originelles wie auch das Skurrile Pendergasts nur noch Zitate seiner selbst scheinen. Die absoluten Pendergast-Fans würden auch Pendergasts Telefonbücher lieben, für alle anderen dürfte die Figur auserzählt sein. U.K.
    (Douglas Preston & Lincoln Child: Grave - Verse der Toten. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Michael Benthack. Knaur Verlag, München 2019. 382 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22694-0)
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    Junior und Henrietta scheinen mit ihrem Leben auf einer Farm zwischen riesigen Rapsfeldern irgendwo in der kanadischen Einsamkeit ganz zufrieden zu sein. Bis Terrance auftaucht und Junior mitteilt, er sei für ein Forschungsprogramm ausgewählt worden. Er wäre dann zwar für eine ungewisse Zeitdauer in unerreichbarer Ferne, aber für Henrietta sei gesorgt, sie würde unter seiner Abwesenheit gewiss nicht leiden, im Gegenteil: sie beide würden am Ende das Ganze für sich als großen Gewinn erfahren …
    Iain Reid legt mit Enemy seinen zweiten Psychothriller vor, der von der Anlage her eher etwas von einem dystopischen SF-Roman hat.
    Wie Junior und Henrietta, kurz Hen genannt, allerdings das Eindringen in ihre Privatsphäre für einen kaum hinterfragten bzw. verstandenen "Gewinn" hinnehmen, lässt sich anfangs bestenfalls noch als Parodie oder Karikatur von Trump-Wählern deuten - so offenbart Junior den Stolz eines hart arbeitenden Mannes, der das Beste für seine Frau will und damit zugleich uralte Rollenklischees bedient und Hen das dazu passende Gegenüber. Doch nach einigen Seiten mehr wirken ihre Reaktionen nur noch wie die von realitätsfernen bzw. unglaubwürdigen Kunstfiguren, deren weiteres Schicksal einem kaum noch nahe gehen kann. Und bald erscheint einem auch das ganze Setting dieses in Einsamkeit lebenden jungen Farmerehepaars wie eines nicht von dieser Welt - doch, soviel Spoiler sei gestattet, das ist so vom Autor nicht beabsichtigt. Liest man trotzdem weiter, "belohnt" der Autor einen zum Ende hin mit zwei, drei Volten, die tatsächlich, wie im Klappentext versprochen, ein überraschend philosophisches Moment enthalten - aber dafür hätten statt 300 auch 100 von einem Lektorat gesichtete Seiten gereicht.
    Reids Vorgängerroman wurde ja von anderen hoch gelobt - vielleicht ist Enemy ein typisches zweites Buch, das davon geradezu gesetzmäßig abfallen musste. Mal sehen, ob das dritte Buch dann tatsächlich hält, was es verspricht … U.K.
    (Iain Reid: Enemy. Psychothriller. Aus dem kanadischen Englisch von Anke und Eberhard Kreutzer. Droemer Verlag, München 2019. 301 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-30620-8)
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    Patrick will unbedingt das Haus seiner Kindheit erwerben und darin mit Sarah und ihren beiden Kindern leben. Das Haus direkt an der Küste von Wales ist malerisch gelegen, doch nachdem Patricks Eltern das Haus aufgeben mussten, wurde es zum Schauplatz einer schrecklichen Tragödie. Der Nachbesitzer hat darin bis auf einen Sohn seine ganze Familie ermordet. Seit Jahren steht das als "Mörderhaus" verschriene Gebäude leer - zudem feucht, kalt und baufällig wäre es dafür vergleichsweise preiswert abzugeben. Und nach dem Tod ihrer Mutter hat Sarah ein kleines Erbe ausgezahlt bekommen. Sarah will eigentlich gar nicht umziehen und damit ihre Freunde und Bekannte verlassen, doch sie hatte den Tod ihrer Mutter nur sehr schwer verkraftet und deshalb Patrick einiges zugemutet - sie konnte ihn nicht schon wieder enttäuschen. Doch was sie nicht weiß, aber Patrick: Der Mörder von damals wurde vor einigen Wochen entlassen …
    Für das Manuskript von Mörderhaus erhielt die englische Autorin Vanessa Savage ein Literaturstipendium und gewann 2016 auch noch den Wettbewerb Myriad Editons First Crime.
    Tatsächlich ist dieser Roman eingängig geschrieben und flüssig übersetzt. Auch der Thrill kommt keineswegs zu kurz, hält einen jedoch bestenfalls nur die ersten 100 Seiten bei der Stange. Hauptsächlich aus der Perspektive Sarahs erzählt, die aufgrund ihres nirgends wirklich schlüssig und nachvollziehbar erläuterten Traumas jede sich bietende Chance für Aufklärung und daraus sich ergebender Entscheidungen geradezu zwanghaft meiden muss, ergibt das eben nicht den berühmten Hitchcock-Effekt, als vielmehr das Durchdeklinieren eines nur allzu bald vorhersehbaren Handlungsablaufs - der am Ende dann auch nur in ein, zwei mäßigen "Volten" mündet.
    Damit das Buch auch erfahrene Thrillerliebhaber fesselt, hätte sein ganzer Aufbau und insbesondere die Anlage von Sarah komplett auf den Kopf gestellt werden müssen. Da die Autorin durchaus Talent beim Erzählen einzelner Szenen beweist, sei ihr für das nächste Buch ein Lektorat gewünscht, das seinen Namen verdient. U.K.
    (Vanessa Savage: Mörderhaus. Psychothriller. Aus dem Englischen von Christine Gaspard. Knaur Verlag, München 2019. 416 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52300-1)
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    SF / Fantasy /Mystery

    Für Ichabod Drift, Captain des Raumfrachters Keiko, und seine bunt zusammengewürfelte Crew aus Glücksrittern und Abenteurern ist ein guter Verdienst samt dem Wohlwollen eines interplanetarisch bekannten Mafiosos nie verkehrt. Außerdem scheint der Auftrag, etwas von einem Minenplaneten zu schmuggeln, abgesehen davon, dass heranziehende Wirbelstürme für Landung und Wiederabflug ein enges Zeitfenster setzen, wenig herausfordernd zu sein. Doch als Drift mit seiner Crew landet, geraten sie bald mitten in eine Rebellion, die sie voneinander trennt. Als kurz darauf auf dem gesamten Planeten auch noch die Kommunikation zusammenbricht, bemerken weder Ichabod Drift noch seine Mannschaft, dass der ausbrechende Bürgerkrieg sie auf beide verfeindete Seiten gewürfelt hat …
    Mike Brooks legte nach Dark Run mit Dark Sky den zweiten Band einer klassischen Science-Fiction-Abenteuerromanreihe vor, der eine Galaxie zum Spiel- und Handlungsort seiner Helden und Heldinnen macht.
    Einmal mehr entwickelt der Plot nach dem Motto "Wir haben keine Chance, aber die nutzen wir immer" eigentlich unüberwindbare, sich zudem immer mehr steigernde Fallhöhen. Action ist somit garantiert, die nur noch mit den Dialogen voller Wortwitz aber zuweilen auch ungeahnter Zärtlichkeit konkurrieren muss.
    Wer Sinn für spacig schwarzen Humor hat, wird hier bis zur letzten Seite gut unterhalten - und hofft, dass auch der bereits seit 2017 vorliegende dritte Band Dark Deeds alsbald ebenfalls in deutscher Übersetzung vorliegt. U.K.
    (Mike Brooks: Dark Sky. SF-Roman. Aus dem Englischen von Simon Weinert. Knaur Verlag, München 2019. 399 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52245-5)
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    Nachdem der Druide Atticus - siehe Bd.1 Die Hetzjagd - mit seinen 2100 Lebensjahren in Notwehr eine hohe keltische Gottheit getötet hat, geriet er von einer Auseinandersetzung in die nächste und hatte dabei auch ungewollt den Auslöser für die nun nicht mehr länger zu vermeidende Entfesselung des apokalyptischen Ragnarök gelegt. Loki und Hel wollen mit ihren unzähligen Verbündeten aus den verschiedenen göttlichen Pantheons aufs Ganze gehen. Diesmal wird sich Atticus nicht mehr irgendwie aus der Schlinge zu ziehen vermögen, sondern er weiß, dass es nur noch um ein bestmöglichstes Ende gehen kann, aus dem wenigstens seine Schülerin Granuaile, sein alter Lehrer und Erzdruide Owen Kennedy und nicht zuletzt sein Wolfshund Oberon unbeschadet hervorgehen sollen. Doch es sieht nicht gut aus, auch wenn ihm drei weitere Freunde, darunter der Trickster-Gott Coyote, den Rücken freizuhalten versuchen …
    Kevin Hearne legt mit Zerschmettert den neunten und damit leider letzten Band seiner "Chronik des eisernen Druiden" vor.
    Im Unterschied zur Ilias bekriegen sich hier ausschließlich Gottheiten unterschiedlicher Religionen, die früher das Leben der Menschen bestimmten. Lediglich die drei Druiden, als Vertreter Gaias, sind nicht göttlichen Ursprungs. Ansonsten aber gibt es wie in der Ilias ein mörderisches Hauen, Stechen und Brennen, nur dass Hel es versteht, getötete Vertreter der Seite von Atticus als Zombies wiederauferstehen und dann gegen sie kämpfen zu lassen.
    Während Atticus auf dem Hauptkampffeld direkt mit Loki und Hel zu tun hat, hat er Granuaile und Owen zu vergleichsweise etwas weniger bedrohten Nebenschauplätzen geschickt, was Granuaile ihm am Schluss noch sehr übel nehmen solllte. Dabei sind die Kämpfe auf besagten Nebenschauplätzen durchaus ebefnalls bedeutungsvoll, wurden u.a. die Brände dort ebenfalls von Loki ausgelöst und drohen der Erde dort jedes Leben zu entziehen.
    Einmal mehr wird hier die Mischung aus Kampf, Witz (= List oder/und Dialogwitz und Situationskomik) wie auch durchaus bemerkenswerten Reflektionen über den Sinn des Lebens zu einem überzeugend großen Ganzen zusammengeführt. Nicht zuletzt Owen wächst hier geradezu über sich hinaus und entwickelt zusammen mit dem Faultier Slomo einen so berührenden wie erhellenden Austausch, der in einer tiefen Freundschaft mündet - und Owen selbst um eine wunderbare Facette bereichert.
    Das Ende ist bitter-süß, kein Happy End, aber auch nicht von abgrundtiefer Traurigkeit. Und zum Glück hat der Autor ja mit Das Spiel des Barden - Fintans Sage bereits erneut eine außergewöhnlich mitreißende Fantasy-Reihe eröffnet. "Die Chronik des eisernen Druiden" ist zudem so überzeugend rund, dass nach einiger Zeit auch eine erneute Lektüre aller Bände wieder großes Vergnügen bereiten und sie als Klassiker in die SF-Literaturgeschichte eingehen wird. U.K.
    (Kevin Hearne: Die Chronik des eisernen Druiden 9 - Zerschmettert. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019. 334 Seiten. 17,00 Euro. ISBN: 978-3-608-98134-6)
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    Während des Dreißigjährigen Krieges reist die junge Abenteurerin Aenlin Kane aus London in die "neutrale" Stadt Hamburg, um das Erbe ihres berühmten Vaters Solomon Kane anzutreten. Das wird allerdings durch mehrere Umstände erschwert und verlangt am Ende, dass sie gemeinsam mit ihrer Freundin Tahmina, einer persischen Mystikerin, sowie vier Söldnern und einem Duelllisten einen Auftrag der West-Indischen Compagnie annimmt: Die zusammengewürfelte Truppe soll sich durch mehrere gefährdete Linien bis nach Bamberg durchschlagen, wo seinerzeit die meisten Hexenprozesse abgehalten werden und die Scheiterhaufen brennen lassen. Ziel ist es, dort vier Personen zu finden und ggf. zu befreien, um sie nach Hamburg zu bringen. Als wären die Gefahren des Krieges und der Denunziationen als Hexen nicht schon groß genug, hat so mancher in der Truppe auch eigene Geheimnisse, die den Dämonen, die den Krieg als Einfallstor nutzen, in die Hände spielen …
    Markus Heitz hat für seinen Roman Die dunklen Lande erneut ein historisches Thema mit Dark Fantasy zu unterfüttern versucht. Doch er blieb weit unter seinen Möglichkeiten, insbesondere wenn man dieses Machwerk seinem ausgezeichneten Roman Des Teufels Gebetbuch gegenüberstellt.
    Dabei hatte er gutes Besteck für diese ja per se einfach gestrickte Quest in der Hand, z.B. ein zitiertes Vorbild wie Grimmelshausens Simplicissimus, dessen Redeweise er jedoch gleich einer schlechten Parodie auch seinen Figuren in den Mund legte. Und nicht zuletzt seine Phantasie scheint ja grenzenlos zu sein - doch hier sind nur Ansätze, die halbverhungert kein Ende finden, und (offenkundig auch unverdaute) Hintergründe, die dem Erzählten bzw. Behaupteten alles Andere als glaubwürdige Tiefe zu geben vermögen.
    Allein der seiner aus dem Nichts zur Kämpferin aufgestiegenen Aenlin Kane unterschobene Glaube an Lucifer als im Gegensatz zu Gott eigentlicher Lichtbringergestalt ist durch nichts gedeckt, und dementsprechend sind Aenlins Gebete und Gedanken sinnfrei eklektisches Geplapper ohne auch nur irgendeine innere Plausibilität. Einzelne wenige, einigermaßen stringent gehaltene Szenen vergrößern umso mehr den Abstand zu hingerotztem, sich nicht selten auch noch im Banalen wiederholendem Schüleraufsatzdeutsch.
    Insgesamt ein sehr enttäuschendes, "irgendwie" schludrig zusammengeruckeltes, fadenscheiniges, dafür umso mehr blutbespritztes Etwas, bei dessen Durchsicht das Lektorat, soweit überhaupt vorhanden, offenbar mit Blindheit geschlagen war.
    Wie der Autor das unter seinem Namen veröffentlichen und den Lesern derartiges Stückwerk zumuten kann, bleibt sein Geheimnis - dass sich das womöglich dennoch wie geschnitten Brot verkauft, ein Symptom, das nichts Gutes verspricht.
    Nein, bitte keine Fortsetzungen mehr auf diesem Niveau! U.K.
    (Markus Heitz: Die dunklen Lande. Roman. Knaur Verlag, München 2019. 540 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-22676-6)
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    Während der ehemalige Assassine Noth zusammen mit der Vampirin Astrid und den Schwestern der Odeniten Jane und Cinzia sich auf den Weg nach Triah machen, lernen Noth und Astrid von dritter Seite beeinflusst die gegenseitigen Geheimnisse kennen. Die Schwestern Jane und Cinzia hingegen machen zwar Fortschritte mit den Schriften Cantas, doch ihre Verbundenheit zueinander ist immer schwerer aufrechtzuerhalten. An einem anderen Ort hat sich Winter den Tiellanern angeschlossen, die sich nicht mehr länger von den menschlichen Nachbarn unterdrücken lassen wollen und deshalb nach einem geschützten Ort für sich suchen - und als sie den finden, machen sie Winter zu ihrer Königin. Als Königin muss sie am Ende nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen einige der von den neun Dämonen besetzten Avatare kämpfen - so wie Noth und Astrid gegen die restlichen. Sollten sie scheitern, wären Menschen wie Tiellanern auf Sphaera gänzlich den Dämonen ausgeliefert …
    Mit Blutkrone als 3. Band der Chroniken der Sphaera setzt Christopher Husberg einen besonderen Höhepunkt in seiner so gelungenen wie vielschichtigen High-Fantasy-Reihe.
    Husberg versteht es erneut sehr gut, seine höchst unterschiedlichen Charaktere und Interessengruppen überzeugend auszugestalten und in Beziehung zu- oder gegeneinander zu setzen. Der mehrschichtige Plot, der sehr gekonnt die Spannungsbögen Buch für Buch und über sie hinaus zu setzen weiß, stellt nicht weniger als die Überlebens- und Sinnfrage für eine ganze Welt (sowie für eine Art Parallelwelt), was nicht selten auch in durchaus tiefgründigen Überlegungen und Dialogen mündet. Vermag der Autor das für dieses Genre außerordentliche Niveau zu halten, haben "Die Chroniken der Sphaera" das Zeug zum Klassiker!
    Bleibt nur zu hoffen, dass alsbald der 4. Band folgt!! U.K.
    (Christopher Husberg: Blutkrone - Die Chroniken der Sphaera. SF-Roman. Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke. Knaur Verlag, München 2019. 572 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51924-0)
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    Midea ist eine zweigeteilte Stadt: auf der einen Seite Bewohner, die Kämpfe schätzen, auf die gewettet werden kann, auf der anderen Seite die der ersten Hälfte fremdgebliebenen Zatarsi, die sich nicht nur aufs Kämpfen, sondern auch auf Musik verstehen. Die notgedrungene Koexistenz der beiden Stadthälften beruht auf einen uralten Vertrag, der in die Zeit zurückreicht, als die letzten Drachen ausgerottet wurden. Die einstigen Drachenjäger heißen nun "Hüter" und haben polizeiliche Aufgaben übernommen, wozu auch zählt, Bürger mit "verfluchtem Blut" in Gewahrsam zu nehmen, da sie mit ihren Wutanfällen unberechenbar sind und sich und andere gefährden. Lange Zeit konnte der junge Adlige Valerian seinen Zustand verbergen, doch schließlich wird auch nach ihm gefahndet. Ihm droht Gefängnis oder/und Brandmarkung. Auf der Flucht begegnet er der Zatarsi Elezei, die unverschuldet ihre Stadthälfte vorerst nicht meht betreten darf und deshalb selbst eine Rechnung mit den Hütern offen hat. Weder Valerian noch Elezei können ahnen, dass sie schon lange Teil eines perfiden Plans sind …
    Julia Lange hat mit Blutgesang nach ihrem Debüt einen weiteren Fantasy-Roman vorgelegt, der mit den Zatarsi und dem Codex der Hüter eine durchaus originelle Idee für Charaktere eingeführt, sie aber gut 200 Seiten zu spät als Trumpf ausgespielt hat.
    Die Stadt Midea mit ihren mittelalterlich mediterran wirkenden Zügen bietet eine solide Kulisse, und auch dass die Begegnungen von Valerian und Elezei bis zum gegenseitigen Wertschätzen sattsam bekannten Mustern folgen, wäre hinzunehmen, wenn der Punkt nicht erst nach zahllosen Wiederholungen immer nahezu wortgleicher Vorwürfe erreicht würde. Auch einige Nebencharaktere sind gut skizziert, aber nicht wirklich ausgestaltet, wie der ganze Plot auf ein nach überlangem Vorlauf dann s.o. recht platt hingeworfenes Ende zuläuft - anstatt dieses Ende ins Zentrum zu stellen und daran weitere Erzählstränge anzuknüpfen, die womöglich auch noch ein, zwei Folgebände getragen hätten.
    Fazit: Die Autorin zeigt Talent, spielt es aber noch zu sparsam aus. Schade - aber was nicht ist, kann ja noch werden. U.K.
    (Julia Lange: Blutgesang. Roman. Knaur Verlag, München 2019. 381 Seiten. 12,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52196-0)
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    Gerade meinte Kuni Garu, der seit zehn Jahren unter dem Namen Ragin als Kaiser über Dara herrscht, die sehr unterschiedlichen Interessen innerhalb des Inselreiches in eine halbwegs friedensstiftende Balance gebracht zu haben, als eine gewaltige Armee aus dem fernen, den meisten unbekannten Lyucu-Reich im Westen die Sturmwälle überwindet, die seit Menschengedenken Daras natürliche Grenzen bilden. Neben dem Überraschungsmoment haben die aus Lyucu auch noch andere strategische Vorteile auf ihrer Seite, so dass Kuni nichts mehr anderes übrigbleibt, als die Hoffnung auf seine vier Kinder zu setzen - nicht zuletzt auf die geheimnisvollen Fähigkeiten seiner Tochter Thera.
    Mit Seidenkrieger - Die Stürme von Dara legt Ken Liu nach Seidenkrieger - Die Schwerter von Dara und Seidenkrieger - Die Götter von Dara den dritten und damit letzten Teil seiner Trilogie um das Kaiserreich Dara mit Kuni Garu als sympathischem Schlitzohr vor, der eigentlich für alle nur stets das Gute will und damit sogar trotz aller strengen Rituale und unterschiedlichen Philosophien bislang stets erfolgreich war.
    Doch diesmal drohen die Vorurteile gegenüber den Fremden und eklatante, von Kuni allerdings unverschuldete Fehler in der Vergangenheit das Kaiserreich zu einem Vasallenstaat zu degradieren und Kuni selbst samt seiner Familie auszulöschen.
    Stichwörter, die nur allzu bekannt und leider wieder hochaktuell sind.
    In der eingängigen Übersetzung von Katharina Naumann entfaltet sich auch in diesem dritten Band eine buchstäblich fabelhafte und zugleich hochkomplexe Welt, die sich in einem durchgängig spannenden Geschehen und in Dialogen von großer Bandbreite spiegelt. Umso unverständlicher, dass die beiden Vorgängerbände dieses im besten Sinne außergewöhnlichen und mit allen drei Bänden mehr als überzeugenden Farbtupfer in diesem Genre nach Meinung des Verlages zu wenig Absatz fanden, so dass er diesen dritten Band nur noch als E-Book vorlegt.
    Nicht nur mangelnde Verlagsehre und ein Affront gegenüber Autor und Übersetzerin, sondern schlicht ein Schuss ins eigene Knie! Denn nicht alle Leser verfügen über E-Book-Reader und werden so um die Lektüre dieses dritten Teils gebracht. Taschenbuchausgaben ermöglichten hingegen schon so manche Renaissance eines vermeintlichen Erstauflagenflops.
    Wer jedoch über einen E-Book-Reader verfügt, sollte sich auch diesen Band keinesfalls entgehen lassen! U.K.
    (Ken Liu: Seidenkrieger - Die Stürme von Dara. Roman. Aus dem Amerikanischen von Katharina Naumann. Knaur Verlag, München 2019. 448 Seiten. 9,99 Euro. Nur als E-Book erhältlich: ISBN: 978-3-426-45074-1)
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    Esta ist eine Diebin und eine Magierin, die sich durch verschiedene Zeiten "ziehen" kann. Von ihrem Mentor wird sie in das New York des Jahres 1901 geschickt, um sich ein Buch anzueignen, das als Waffe gegen den die Magie bedrohenden "Orden" dienen soll. Dafür muss Esta das Vertrauen einer Straßengang von Magiern gewinnen, die ebenfalls den damals bereits existierenden Orden bekämpft - und weiß dabei von Anfang an, dass sie dieses Vertrauen brechen muss, auch wenn ihr einer der Magier sehr nahe kommt.
    Lisa Maxwell hat mit Der letzte Magier von Manhattan den ersten Teil einer Urban Fantasy-Trilogie vorgelegt, der leider nur wenig Überzeugendes bietet.
    So sehr die Idee, dass sich eine Diebin durch ein New York der verschiedenen Zeiten stehlen kann, neugierig und auch einige der vorgestellten Charaktere Hoffnung auf mehr machen, so wenig ist deren Entfaltung gelungen.
    Das kleinere Übel sind hierbei sprachliche Ungereimtheiten, von denen man nicht weiß, ob sie vom Original oder Übersetzung herrühren. Enttäuschend hingegen die sich zum Teil dem Fortlauf der Geschichte auch noch widersprechenden Redundanzen, wenn immer wieder gleiche Gefühlsaufwallungen ohne weitere Konsequenz die Seiten aufblähen. Da lässt selbst der Cliffhanger am Ende wenig Gutes für die Fortsetzungen vermuten. U.K.
    (Lisa Maxwell: Der letzte Magier von Manhattan. Roman. Aus dem Englischen von Michelle Gyo. Knaur Verlag, München 2019. 574 Seiten. 16,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52367-4)
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    Dale Stewart fühlt sich am 1. Juni 1960 wie ein in Bernstein eingeschlossenes Insekt. Er ist überzeugt davon, dass der letzte Schultag vor den Sommerferien die schlimmste Strafe ist, die sich Erwachsene je für Kinder ausgedacht haben. Selbst die letzen Minuten ziehen sich ewig hin. Umso befreiender der erste Ferientag, als der Sommer "wie ein großes Festmahl" vor einem liegt und man nie wieder in die 1876 erbaute Old Central School muss. Sie ist seit Langem baufällig und für die wenigen Kinder in dem nach Einwohnern geschrumpften Elm Haven zu groß geworden. Die neue Gesamtschule verspricht weit hellere Klassenräume und hoffentlich auch jüngere Lehrkräfte.
    Dale und seine vier Freunde Mike, Duane, Harlen und Kevin planen den besten Sommer ihres Lebens, dem auch die bereits aufkommende Hitze nichts anhaben soll. Doch die Old Central mit ihrem großen Glockenturm ist noch längst nicht fertig mit ihnen. Aus ihren verwinkelten Gewölben verbreitet sich ein Grauen, das nicht nur für die fünf Freunde zum lebensbedrohlichen Albtraum wird …
    Elm Haven enthält als Doppelband die Romane Sommer der Nacht und Im Auge des Winters von Dan Simmons, die im Original bereits 1991 und 2002 und in deutscher Übersetzung 1992 und 2006 vorlagen. Stephen King, der sich ja eine Zeitlang geradezu inflationär auf Klappentexten zitieren ließ, aber nicht nur in seinem "Es" zu Höchstform aufgelaufen ist, wenn er die Ängste von Kindern dem leibhaftigem Grauen aussetzte, dürfte diesmal den Nagel auf den Kopf getroffen haben: "Dan Simmons schreibt wie ein Gott. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich ihn beneide!"
    Umso seltsamer, das nicht wenigstens Sommer der Nacht längst verfilmt wurde. Denn Simmons versteht nicht nur, seine 8 bis 12-jährigen Handlungsträger glaubhaft in Szene zu setzen und sie in ihr sich in Klassen und Vorurteile abgrenzendes Erwachsenenumfeld der 1960er einzubetten, sondern auch das, was hier von "außen" den Horror "lebendig" werden lässt, weit überzeugender als Stephen King zu entfalten. Dazu lässt er sich viele Seiten Zeit und entwickelt aus einem "Fünf-Freunde-Buch" einen Horror-Roman der Extraklasse.
    Der zweite Band knüpft mit der Hauptfigur Dale Steward und Elm Haven als Handlungsort an den Vorgängerroman an, doch 41 Jahre später und aus dem Blickwinkel eines 1960 Verstorbenen. War Sommer der Nacht ein gruselig, linear erzähltes Leseabenteuer, nutzte der Autor es nun in Rückblicken darauf für ein Gedankenexperiment, das den Horror eines letztlich an sich selbst gescheiterten Erwachsenen ausmalt. Doch auch wenn Im Auge des Winters der Struktur nach eine ganz andere, den Leser weit mehr herausfordernde Geschichte erzählt, sollte man nicht davor zurückschrecken - gerade, wenn man beide Romane nun in einem Zug lesen kann. Hier zeigt Simmons nämlich umso mehr, inwiefern Stephen King Grund hat, auf ihn neidisch zu sein. Simmons beweist darin eine Vielschichtigkeit, die die eines bloßen Genreautors weit überflügelt. Neben einer bestechenden Fantasie sind das nicht zuletzt auch seine Möglichkeiten, tiefgründige Bezüge u.a. zu altskandinavischen Sprachen und indianischen Philosophien herzustellen.
    Wohl dem, der in diesem Doppelband beide Romane für sich neu entdecken kann! Sie dürften so manch neu erschienenen Horror-Roman aus diesem Frühjahr seeeehr alt aussehen lassen … U.K.
    (Dan Simmons: Elm Haven. Zwei Romane in einem Band. Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber ("Sommer der Nacht") und Friedrich Mader ("Im Auge des Winters"). Heyne Verlag, München 2019. 1006 Seiten. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-453-31981-3)
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    Das einsame Finch House im ländlichen Kansas ist berüchtigt, da seit seiner Errichtung Mitte des 19. Jahrhunderts jeden seiner Bewohner ein grausames Schicksal traf. Ein gewisser Wainright von WrightWire.com, ein auf Horror-Romane spezialisiertes Internetportal, hat die Idee, in diesem Haus die vier erfolgreichsten Horrorautoren der USA zu einem Interview zusammenzubringen und das ganze live im Internet zu streamen. Auch wenn sich die Autoren erst alle zieren, sagen sie am Ende zu, denn dieser Auftritt verspricht Millionen Klicks und damit eine weit über ihre angestammten Zielgruppen hinausgehende Reichweite. Doch schon bald entwickelt sich dieser Publicity-Gag zum Albtraum für alle Beteiligten …
    Scott Thomas legt mit Kill Creek sein Roman-Debüt vor.
    Die eigentlich wenig originelle Idee, ein geheimnisvolles Haus ins Zentrum seines Romans zu stellen, nimmt er gleich selbst auf die Hörner, in dem er einen der vier Autoren in einem Seminar über unterschiedliche Variationen dieses Sujets dozieren lässt. Auch seine Charaktere, insbesondere die vier Autoren, eine Frau und drei Männer unterschiedlicher Generationen, sind in ihren Antrieben und Beweggründen plausibel angelegt. Zusammen mit dem Plot, der sich nicht zuletzt aus dem Mysterium des Finch Hauses speist, hätte der Roman also ein wirklich sehr guter Vertreter seines Genres werden können.
    Doch leider sind Scott Thomas oder/und dem Lektorat bei der Entfaltung des Plots zu oft stocken lassend Offensichtliches, aber auch Widersprüchliches oder atmosphärisch nur Behauptetes entgangen. Das wird zwar zuweilen durch eine nachfolgend etwas subtiler gestrickte Szene wieder einigermaßen wettgemacht, doch dann kommt schon die nächste Hakelei. Ein Horror der eher unfreiwilligen Art. Auf den letzten hundert Seiten ist dem Autor zudem das Florett ganz aus der Hand gefallen, und er greift zum Vorschlaghammer, um sich ins nicht wirklich überraschende Finale zu retten.
    Insgesamt beweist der Autor durchaus Talent, so dass zu hoffen ist, dass er den nächsten Roman besser durchgearbeitet, gern auch 100, 200 Seiten kürzer, dafür ohne Längen und somit überzeugender durchgehaltenem Spannungsbogen vorzulegen weiß. U.K.
    (Scott Thomas: Kill Creek. Roman. Aus dem Amerikanischen von Kristof Kurz. Heyne Verlag, München 2019. 543 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-453-32025-3)
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    Schon seit Jahrtausenden lebten unerkannt "Awtomaten" unter den Menschen und mischten sich zum Teil maßgeblich in deren Schicksale ein. So vermochten diese Roboter auch bestimmenden Anteil am Verlauf eines Krieges zu haben. Und die Awtomaten haben im Lauf der Zeit ihr Äußeres derart "verbessert", dass sie kaum noch von Menschen zu unterscheiden sind. Sie schienen nahezu unsterblich, verfügten sie doch über vielfältige Maßnahmen zur Reparatur ihrer selbst. Aber das, was ihre "Anima" ausmacht und zugleich ihre Energiequelle ist, neigt sich nun dem Ende zu. Sofern hier nicht bald eine Lösung gefunden wird, sind die wenigen noch verbliebenen Awtomaten dem Untergang geweiht …
    Daniel H. Wilson hat mit Die Dynastien der Maschinen einen bemerkenswerten SF-Thriller vorgelegt.
    Die Kapitel werden fortlaufend im Wechsel erzählt aus der Perspektive von June, einer jungen Archäologin und Nachfahrin eines von einem Awtomaten beschenkten Mechanikers, sowie aus der von Pjotr, einem Awtomaten, der an Gestalt Zar Peter dem Großen wie ein Doppelgänger gleicht. Ihre Charaktere wie auch die einiger einiger Nebenfiguren sind durchaus reizvoll angelegt und verleihen den geheimnisvollen Rätseln und den damit verbundenen Kämpfen trotz kleiner Inkonsistenzen einige Dynamik. Bedenkenswert sind zudem einige Absätze, die geradezu philosophisch das Leben an sich infragestellen bzw. der Frage nachgehen, inwieweit es zwischen der Herkunft der Awtomaten und der Menschen einen Unterschied gibt. Bis zuletzt bleibt jedenfalls (leider) die Frage offen, was den Ursprung der Awtomaten angeht. Und leider wirkt dann das Ende eher abrupt, denn wirklich schlüssig, im Sinne eines den Leser befriedigenden Abschlusses.
    Aber der Autor zeigt in diesem Roman immerhin so viele phantasievolle Ideen, dass vielen die Lektüre dennoch lohnend erscheinen mag. U.K.
    (Daniel H. Wilson: Die Dynastien der Maschinen. Roman. Aus dem Amerikanischen von Oliver Plaschka. Knaur Verlag, München 2019. 413 Seiten. 14,99 Euro. ISBN: 978-3-426-52100-7)
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    Kinder- & Jugendliteratur

    Nachdem bereits dreißig seiner "winzigen" Geschichten mit Illustrationen von Alexandra Junge unter dem Titel "Vom Fischer, der ein Künstler war" 2011 vorgelegt wurden und das Buch inzwischen vergriffen ist, ist nun eine um drei Geschichten erweiterte Neuauflage unter dem Titel Na du? von Manfred Schlüter erschienen.
    Der Untertitel Dreiundreißig winzige Geschichten zum laut und leise Lesen, zum Nach- und Weiterdenken, zum Innehalten gibt bereits vor, wie vielfältig die kleinen Texte für kleine, aber auch große Leser zu nutzen sind. Um die Ecke denkend, poetisch, witzig oder auch mal nur albern, will man die Zeit gar nicht vertreiben, die man mit dem Buch verbringen kann.
    Der Clou aber ist, dass Manfred Schlüter nun selbst das großformatige Buch mit wunderschönen, den Text farbenprächtig weiterführenden Bildern ausgestattet hat.
    Dieses Buch von Manfred Schlüter ist einmal mehr ein echter Freudebringer für klein und groß! U.K.
    (Manfred Schlüter: Na du? : Dreiundreißig winzige Geschichten zum laut und leise Lesen, zum Nach- und Weiterdenken, zum Innehalten. Verlag Bibliothek der Provinz, Wien 2019. 72 Seiten. 20,00 Euro. Ab 8 Jahren. ISBN: 978-3-99028-852-8)
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